STADTHAGEN (nb). Zwei kulturelle Ebenen treffen sich in der deutschen Vorweihnachtszeit: Der Basar der Jugendwerkstatt Hülshagen wurde in diesem Jahr zu einer besonderen Veranstaltung. Bei den Vorbereitungen erhielten die 34 beschäftigten Jugendlichen und sieben Betreuer von weither angereiste Unterstützung. Sieben Heranwachsende und drei Betreuer der Jugendwerkstatt "l‘Espace Cesame" aus Val d‘Oise sowie des Jugendzentrums "ABC Formation", zweier gemeinschaftlich tätiger Institutionen, besuchten die deutsche Einrichtung im Rahmen eines neuen Austauschprogramms.
Benachteiligte Jugendliche sollen auf diese Weise übernational zusammengeführt werden und über die gemeinsame Arbeit und das "miteinander Leben" andere Kulturen kennen- und respektieren lernen. "Es ist auch ganz wichtig, dass die Jugendlichen sehen, dass es nicht nur ihnen selbst in ihrem Heimatland so ergeht", so die Jugendbetreuerin der ABC Formation Silke Groetschel. Das außergewöhnliche an diesem Projekt: das erste Mal findet ein "Arbeits-Austausch" in einer Form statt, die man sonst nur von Schulen kennt. Um das "deutsche Leben" möglichst authentisch an die Gäste zu vermitteln, verbrachten sie ihre Zeit in den Familien der deutschen Betreuer und wurden dort in das Altagsleben und die typischen Tagesabläufe integriert. In bisher fünf Aufenthaltstagen lernten die Franzosen so zumindest ein Stück deutscher Kultur kennen. "Besonders wichtig war es uns dabei die typisch "deutsche" Weihnachtsstimmung rüber zu bringen, das ist etwas ganz besonderes", sagte Sozialpädagoge Ferdinando Nava, "und es hat wirklich gut funktioniert. Die jungen Leute konnten hier ganz neue Erfahrungen machen, einige von ihnen sind hier zum ersten Mal in ihrem Leben Essen gegangen oder ins Ausland gefahren." Auf Erkundungstour in der Region Schaumburg-Lippe widmeten sich die Ausflüge neben einem Besuch auf dem Hamelner Weihnachtsmarkt auch kulturell übergreifenden Aktivitäten wie dem Bowling oder Schlittschuhlaufen.
Auch die hiesige Jugendwerkstatt verspricht sich viel von den gemeinsamen Aktivitäten. "Wir erhoffen uns neue Einflüsse für unsere eigene Herangehensweise, eine schöne und kreative Bereicherung im Bezug auf die künstlerischen Aspekte der Arbeit", so die Leiterin der Jugendwerkstatt Hülshagen Evelyn Zumbrägel, "zuerst haben wir Barrieren durch Verständigungsschwierigkeiten befürchtet, aber alles hat von Anfang an ganz toll funktioniert, eine wirkliche Harmonie." "Hände und Füße" konnten die fehlenden Sprachkenntnisse leicht ersetzen. Die französischen Jugendlichen haben ihren Aufenthalt sehr genossen und nehmen vor allem positive Eindrücke mit nach Hause. "Deutschland ist fantastisch, besonders die Freundlichkeit der Leute ist mir aufgefallen", sagte der 17-jährige Austauschteilnehmer Foussene Dombeje. Auch seine Kollegen würden gerne wiederkommen und sich erneut von der abwechslungsreichen Landschaft, den Waldgebieten und der winterlichen Atmosphäre begeistern lassen. Während ihrer Zeit in Deutschland sind schon echte Freundschaften mit den Jugendlichen entstanden, die auch weiterhin gepflegt werden sollen. Der Zeitpunkt des deutschen Gegenbesuches bei Paris steht noch nicht genau fest, wird aber bereits mit großer Spannung erwartet.
Der Besuch hat sich gelohnt: Die Betreuer und ihre Schützlinge haben in Schaumburg eine schöne Zeit verbracht.
Das Ergebnis der gemeinsamen Werkstatttage kann sich sehen lassen. Über Weihnachtsgestecke und Dekorationen haben Jugendliche verschiedener Kulturen zusammengefunden.
SHDGNB71 04 "Echt deutsche Weihnachten": Auf dem Basar im Straßenverkehrsamt begeistern viele schöne Kleinigkeiten.
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