1. Frauen können sich trauen

    Frauenhausbeirat ruft zum Handeln auf / Institutions-Netz garantiert schnelle Hilfe

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    STADTHAGEN (nb). "Die Vernetzung der Anlaufstellen ist für Betroffene wichtig", sagte Diplompädagogin Ingetraud Wehling von der Beratungsstelle "Basta" im Frauenzentrum, "und wir haben ein wirksames Netz geschaffen". Gewalttätige Übergriffe gegen Frauen sind auch in Schaumburg nach wie vor ein Thema, das sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht. Am "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen" versammelte sich das Gremium des Frauenhausbeirats um sich über die Ergebnisse der bisherigen Arbeit auszutauschen und an diesem Gedenktag der Öffentlichkeit einige Zusammenhänge erneut in Erinnerung zu rufen. Fachkundige Vertreter der beteiligten Institutionen wie "Basta", "Biss" oder des Frauenhauses, der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Politiker und Bürger trafen sich in kleiner Runde zum Erfahrungsaustausch.

    Auch wenn in der Vergangenheit bereits einige Aktionen auf das Leid Betroffener aufmerksam gemacht haben wird das Thema in der Öffentlichkeit oft noch tabuisiert. Viele Frauen trauen sich aus Angst vor schlechter Nachrede durch die Nachbarn nicht, gegen den Ehemann oder ein anderes Familienmitglied vorzugehen. Aus diesem Grund ruft der Beirat zum Handeln auf. "Niemand muss Angst haben. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten und die Frauen bleiben dabei völlig anonym. Eine Beratungsstelle aufzusuchen ist noch kein Trennungsschritt und auch im Frauenhaus sind vorab Gespräche ohne eine Aufnahme möglich", so Wehling.

    Das seit 2002 bestehende "Gewaltschutzgesetz" hat ein rechtliches Vorgehen möglich gemacht, das die Durchsetzung von Maßnahmen wie Wohnungszuweisung und Näherungsverbot möglich gemacht hat. Es erkennt häusliche Gewalt innerhalb der Familie und zwischen den Ehepartnern als Straftatbestand an. So habe sich das Sicherheitsgefühl der Frauen schon deutlich erhöht, beobachtete die Sozialpädagogin Gabriele Dransfeld, Mitarbeiterin der "Biss" Beratungs- und Interventionsstelle, durch die staatliche Präsenz könnten den Männern deutlicher ihre Grenzen aufgezeigt werden. "Die Gewaltspirale muss unterbrochen werden, Frauen können sich wehren und bei uns Hilfe suchen", so die Vorsitzende des Frauenhausbeirates Gudrun Walter. Rechtzeitiges Handeln wirkt präventiv und kann nach ersten Vorfällen Schlimmeres verhindern. Denn meist sind nicht nur die Ehefrauen selbst, sondern auch Kinder direkt und indirekt in Mitleidenschaft gezogen oder sogar selbst Opfer von Übergriffen. Die Folgen eines jahrelangen Martyriums äußern sich bei den schwächsten betroffenen oft in Form von Verhaltensstörungen, deren Ausprägung stark vom Lebensalter des Kindes und der Leidensdauer abhängt. Von Sprachverweigerung bis hin zu einem starken Aggressionspotential sei nach Erzählungen von Frauenhausmitarbeiterin Doris Weide alles vertreten.

    Es erfordert dann oft jahrelange Betreuung und intensive Fürsorge, um die seelischen Spätfolgen zu behandeln. Ungeschehen machen können auch Sozialpädagogen und Psychologen diese schlimmen Erfahrungen nicht. Grund genug aktiv zu werden. Für betroffene Frauen bedeutet es meist große Überwindung den schweren Schritt zu gehen und sich aus der gewohnten alltäglichen Gewaltsituation zu befreien, ihre bekannte Lebenssituation und einen Teil der Familie zu verlassen. Sie müssen erst wieder lernen selbstständig zu werden und ein neues Selbstwertgefühl entwickeln können, nachdem sie in ihrem zu Hause oft jahrelange Unterdrückung erfahren haben. Unterstützung auf dem Weg in ein neues Leben bieten die Mitarbeiterinnen der zahlreichen Anlaufstellen, des Frauenhauses und in akuten Situationen die Polizei. Betroffene Frauen, die Hilfe oder ein offenes Ohr suchen können sich telefonisch unter 05721/3212 im Frauenhaus, bei "Biss" unter Telefon 05721/995121 oder bei "Basta" im Frauenzentrum, Tel. 05721/91048 melden.

    Foto: nb

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