1. Junge Menschen fördern und fordern

    106 Fahrräder in Stand gesetzt / "Fahrrad-Service" kann schon jetzt eine Erfolgsbilanz ziehen / Solidargemeinschaft profitiert

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    STADTHAGEN (nb). "Noch haben wir keines zurückbekommen", sagte der Bereichsleiter der Volkshochschule (VHS) Schaumburg Hans-Cord Völxen, "bei 86 reparierten Fahrrädern gab es keine größere Beanstandung". Ein Wert der jedem öffentlichen Handwerksbetrieb Qualität bescheinigen würde.

    106 Fahrräder sind seit Inbetriebnahme im August 2007 in der Werkstatt des "Fahrrad-Service", bereits "vom Band gelaufen" und durch eine technische Prüfung abgenommen worden. Das Hundertste war Anlass zu einer kleinen Feierstunde. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Arbeitsgelegenheit (AGH)-Maßnahme der VHS in Zusammenarbeit mit dem JobCenter für junge arbeitslose Schaumburger bis 25 Jahre.

    Über neun Monate können zeitgleich 50 Arbeitslosengeld II-Empfänger in der Einrichtung in der Niedernstraße Erfahrungen im beruflichen Alltag sammeln und den Tagesablauf in einem Betrieb kennenlernen. 30 Stunden pro Woche , ein Tag davon Fachtheorie in der Volkshochschule, sind dafür vorgesehen ausrangierte oder beschädigte Fahrräder zu reparieren. Die Teilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung von einem Euro pro Stunde. Statt praktischer Arbeit ist jedoch auch eine Tätigkeit in der Verwaltung oder im hauswirtschaftlichen Bereich möglich. Das Angebot richtet sich nach den Fähigkeiten und Wünschen der Jugendlichen. Während der gesamten Zeit erfahren die intensive Begleitung und Hilfestellung durch Sozialpädagogen. Das JobCenter stellt jährlich ein Budget von 250.000 Euro zur Verfügung. "Die Maßnahme ist sehr praxisorientiert", sagte der Geschäftsführer des JobCenter Stadthagen Michael Stemme, "wir wollen bei den jungen Leuten eine Entwicklung in Gang setzen, über positive Erfahrungen neues Selbstvertrauen geben und sie auf die weiteren Schritte in ihrem Leben vorbereiten". Die Kernaufgabe der Maßnahme bestehe darin, Grundlagen in der Persönlichkeitsstruktur zu schaffen, auf die man anschließend aufbauen könne, fasste Völxen zusammen. Die Arbeit an Fahrrädern hätte sich als besonders wirkungsvoll erwiesen.

    Verschiedene berufliche Werdegänge und Voraussetzungen kommen bei den jungen Leuten zusammen. Allen gemein ist der scheinbare "Misserfolg" an einer oder mehrerer Stellen in ihrem Lebenslauf wie ein fehlender Schulabschluss oder eine fehlgeschlagene Ausbildung. Die Teilnehmer selbst empfinden die Arbeit in der Werkstatt als eine sinnvolle Tätigkeit, die durchaus Spaß machen kann und sind motiviert bei der Sache.

    Melanie Busse, seit August diesen Jahres dabei, hat mit dem JobCenter bisher nur gute Erfahrungen gemacht und nimmt gern am Arbeitsprozess teil. "Ich hätte mir zumindest im Vorfeld der Maßnahme mehr Informationen gewünscht", so Teilnehmer Daniel Stepputtis kritisch. Beide fühlen sich trotzdem in der Struktur der Fahrradwerkstatt aufgehoben und bewerten das gemeinnützige Konzept positiv. Die in Stand gesetzten Fahrräder stehen allen berechtigten Familien und Lebensgemeinschaften, die Kunden des JobCenter sind, zur Verfügung um die eigene Mobilität zu verbessern. Das Verfahren bietet schnelle Hilfe, die es möglich macht unabhängig eine Arbeitsgelegenheit oder Kindertagesstätte zu erreichen. Auch JobCenter-Kundin Sandra Lübbers ist froh über den kostenlosen fahrbaren Untersatz. Nachdem die Einrichtung ihr einen Berechtigungs-Gutschein ausgehändigt hatte, konnte sie schon am nächsten Tag ihr künftiges Fahrrad abholen. "Eine wirklich gute Idee", freute sich Lübbers. Zur Zeit warten im Fahrrad-Service noch 20 ausgabebereite Fahrräder und sechs Kinderräder. Ziel der Fahrrad-Service-Werkstatt ist es, im Jahr zumindest 70 Räder zu reparieren und abzugeben. Eine Marke, die gegen Ende des ersten Maßnahmendrittels bereits erreicht ist. "Die Spendenbereitschaft der Schaumburger hat uns maßgeblich unterstützt", so Völxen, "bisher sind 250 Fahrräder von Bürgern und aus Fundbeständen der Baubetriebshöfe abgegeben worden". "Wir freuen uns natürlich auch in Zukunft über viele weitere Fahrradspenden, damit unser Projekt auch in Zukunft so erfolgreich sein kann". Bürger oder Einrichtungen, die ein Zweirad abgeben möchten, können sich unter der Nummer 05721/787116 melden.

    Foto: nb

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