STADTHAGEN (nb). Ein neuer Antisemitismus bedroht nach Ansicht einiger Experten Europa und künftig auch Deutschland. Zur Erörterung dieses Themenkomplexes bat die Junge Union (JU) im Rahmen der Aktionswoche gegen Antisemitismus in der "Alten Polizei".
Dem Aufruf folgten allerdings nur eine Handvoll interessierter Bürger. Der Kreisvorsitzende Marius Wüstefeld lud Dietrich v. Blomberg aus Exten, auf dessen Anregung hin, als Referenten. "Auch wir wollten einen Beitrag zu diesem wichtigen Thema leisten", sagte Wüstefeld. Blomberg hat als Kapitän auf großer Fahrt seit 1972 viele arabische Länder bereist und ist durch eigene Erfahrungen in der Toleranz fremder Kulturen geübt.
Ein brisantes Thema: Dietrich v. Blomberg liefert seine Enischätzung.
Den Einstieg in den schwierigen Themenkomplex lieferte ein Beitrag der ZDF-Sendung "Frontal 21", der aufzeigte, welche Faktoren zu einer neuen "antijüdischen" Haltung führen und wie sehr diese sich bereits bei einigen Bevölkerungsgruppen in Deutschland niedergeschlagen habe. Die Sendung machte auch deutlich, wie nötig die Entwicklung neuer Vorgehensweisen sein kann um eine weitere Verbreitung einzudämmen. Es müsse dringend Aufklärungsarbeit geleistet werden. Der Beitrag stellte öffentliche Judenhetze über islamistische Medien als Hauptverursacher heraus. Besonders dem arabischen Sender "Al-Manar" komme dabei eine tragende Rolle zu, wenn zur besten Sendezeit schon brutalste antijüdische Szenen gezeigt, vemeintliche Kindersendungen zu einer Plattform für Judendiskriminierung mißbraucht würden.
Laut Blomberg dürfe man diese Richtung des "Antisemitismus" nicht unterschätzen, auch wenn es sich in Deutschland vermutlich noch um ein Zukunftsthema handele, da muslimische Migranten im Gegensatz zu bestimmten Regionen Europas noch in der Minderheit seien. Blomberg sieht die Wurzeln des gestörten Verhältnisses zwischen den Juden und der arabischen Welt eher in der Geschichte verankert, weniger als religiöse Ableitung. Der Koran sei im Bezug auf die Juden nicht klar in eine Richtung zu interpretieren. Vielmehr würden die betreffenden Suren instrumentalisiert, um dem, aus Sicht islamistischer Führer, nützlichen Antisemitismus eine Grundlage zu verleihen. Juden in Persien, der Türkei oder Ägypten hätten sich seit dem 19. Jahrhundert als Bindeglied zur modernen westlichen Welt fungiert, was nicht mehr gewünscht sei. Die Gründung des Staates Israel habe das Verhältnis ebenfalls negativ beeinflusst. Die "Islamisierung Europas" werde im Bezug auf die Toleranz des Judentums Probleme bereiten. "Es müssen politische Entscheidungen getroffen werden", lautete sein Fazit, denn in Deutschland gelte das Grundgesetz, das die Würde eines jeden Menschen schütze. Das sei keine Frage einer "falschen Religion".
Klaus Stempel, mit der Geschäftsleitung der "Alten Polizei" betraut, warnte eindringlich davor, wieder einmal alle am Islam orientierten Glaubensrichtungen über einen Kamm zu scheren. Gemeinschaften wie die "Aleviten" seien sehr modern orientiert und auf eine gute Zusammenarbeit bedacht. Foto: nb