HELPSEN (nb). Das Schulzentrum Helpsen, eine offene Ganztagsschule und bald Ganztagsschule, konnte die evangelische Landesjugendkammer als beständigen Kooperationspartner gewinnen. Seit Ende September ist es so in einzigartiger Weise möglich, Kindern bedürftiger Familien ein kostenloses Essen anzubieten, das keinerlei Eigenanteil mehr beinhaltet. Alle Schüler, die von der Lernmittelfreiheit betroffen sind, können die Essensversorgung beantragen. Über ausgeteilte Essensmarken erhalten sie wie andere Schüler des Nachmittagsprogramms ihre Mahlzeiten, ohne dass die Förderung offensichtlich ist.
Die Maßnahme findet großen Zuspruch: Durchschnittlich werden an die fünfte bis siebte Klasse 160 Essen an drei Tagen in der Schule ausgegeben, zwölf Schüler nehmen die Förderung der Landesjugendkammer in Anspruch. "Diese Möglichkeit ist wichtig, da wesentlich mehr als nur Ernährung im Vordergrund steht", so Landesjugendpastor Gräber, "neben der Gesundheit geht es auch darum gegen Ausgrenzung vorzugehen und soziale Kontakte zu fördern". Die evangelische Jugend Schaumburg Land hat das Projekt mit ihrer Unterstützung möglich gemacht. Vor zwei Jahren nahmen die ehrenamtlichen Mitglieder der Landesjugendkammer am Jugendsozialgipfel teil, das Thema Armut in Deutschland stand dort im Mittelpunkt. Von der rasanten Ausbreitung erschreckt, prägte sich bei den Mitgliedern der Organisation der Wunsch, aktiv an mehr sozialer Gerechtigkeit zu arbeiten. Die Idee zur Einrichtung eines Sozialfonds entstand. Auf den Unterstützungsbedarf des Helpsener Schulzentrums wurde die Einrichtung über den Kontakt zu Pastor Gräber aufmerksam. "Mit unserer Partnerschaft wollen wir Signale setzen und auch andere Institutionen oder Firmen zur Beteiligung anregen", sagte Vorstandsmitglied Chris Böer, "nicht nur darüber reden, auch das Handeln ist wichtig".
Seit August gibt es im Schulzentrum Helpsen die Möglichkeit am Ganztagsbetrieb teilzunehmen. Dreimal in der Woche, immer Montag, Mittwoch und Donnerstag, können Schüler am Nachmittag ein freizeitorientiertes Zusatzangebot nutzen und an AGs oder der Hausaufgabenbetreuung teilnehmen.
Ermöglicht wird dies durch die Mitarbeit von kooperierenden Einrichtungen, Eltern und angestellten Honorarkräften. Zeitgleich wurde die Mensa eingerichtet, damit die Schüler mit einem warmen Mittagessen versorgt werden können. Die Anzahl der teilnehmenden Schüler steigt stetig. Auch das Kultusministerium gewährte der Helpsener Schule finanzielle Unterstützung. Pro Essen werden bis jetzt 50 Prozent übernommen, die übrigen Kosten mussten durch die Gegenfinanzierung eines Kooperationspartners abgedeckt werden. Im Dezember endet die auf ein Jahr ausgelegte staatliche Förderung und der Finanzierungsbedarf erhöht sich. "Wie man den Ausfallbetrag auffangen kann ist noch nicht klar, umso wichtiger ist es, dass andere sich an unserem Engagement ein Bespiel nehmen", so Böer. "Wir bewegen uns bereits an der Grenze unseres Jahresetats", bestätigte Jugendkammermitarbeiter Markus Volkmer. Mit in Kraft treten der neuen Gesamtschulform und der einhergehenden Nachmittagsbeschulung sei laut Schulleiter Jürgen Eggers zudem von einem steigenden Essensbedarf auszugehen, der gedeckt werden müsse. "Durch die Kooperation mit der Jugendkammer sind wir schon einen großen Schritt nach vorne gegangen", so Eggers, Der Initiative der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter und der starken sozialen Motivation der evangelischen Jugend ist der bisherige Erfolg zu verdanken. Das christliche Menschenbild übt dabei einen leitenden Einfluss auf die Arbeit aus.
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