STADTHAGEN (ih). Sie sind Alltagshelden, die selten in der Öffentlichkeit stehen. Am vergangenen Donnerstag traten einige von ihnen für einen kurzen Moment in das Rampenlicht. Ob jung oder im besten Alter, ob Mann oder Frau, ob arm oder reich - Ehrenamtliche setzen sich in Schaumburg an allen Ecken und Enden ein. Ohne diese Arbeit wäre vieles nicht möglich. Gerade in einer ländlich geprägten Region wie dem Schaumburger Land sähe es ohne Chöre, Sportvereine, Initiativen und Einzelpersonen mit guten Ideen düster aus. Um einmal richtig Danke zu sagen und als gutes Beispiel "Nachmacher" zu finden, lobten Landkreis und Sparkasse zum zweiten Mal den "Bürgerpreis" aus. Unter dem Motto "für mich, für uns, für Schaumburg" gingen zur Ehrung der lokalen Sieger insgesamt 19 Bewerbungen beziehungsweise Vorschläge ein. Die Jury bestand aus Vertretern des Landkreises, der Sparkasse Schaumburg und der Arbeitsgemeinschaft Jugendpflege. Aus ganz unterschiedlichen Bereichen hatten die Juroren Projekte und Aktionen zu bewerten. Für ihr Lebenswerk hatte der Stadtjugendpfleger Obernkirchens Gabriele Franz vorgeschlagen. Die Mutter von vier Söhnen suchte nach ihrem Einzug in das Schaumburger Land Anschluss. Sie merkte schnell, dass die Schaumburger ein "ganz besonderes Völkchen sind". Über die Kinder engagierte sie sich in Kindergarten, Schule und Kirche. "Auf einmal war ich gefangen in Obernkirchen", sagte Franz während des Festaktes in der Kundenhalle der Sparkasse Schaumburg. In einem guten Vierteljahrhundert hat sie im Naturschutzbund und der Jugendarbeit gewirkt und ist seit 15 Jahren Geschäftsführerin des Jugendrings Obernkirchen. Ferienspaßaktionen, Austauschprogramme mit La Fleche und vieles mehr gehen auf das Konto der Obernkirchnerin. Selbst als der Beruf mehr in den Mittelpunkt trat, hat sie an der ehrenamtlichen Tätigkeit festgehalten. Seit zwei Jahren leitet sie den Jugendring kommissarisch. "Wir suchen dringend Nachwuchs", sagte Franz. 500 Euro Preisgeld übergab Sparkassen-Chef Hans-Heinrich Hahne an Gabriele Franz. Blumen und ein Urkunde gab es aus den Händen des Landrates. Im Bereich der "Alltagshelden" feierten fünf Männer aus Stadthagen und Umgebung einen großen Triumph. Die Köpfe des Mitternachtssports freuten sich sichtlich über die Anerkennung ihrer Arbeit. Vor fünf Jahren hatten der Polizist Jochen Berg und der Schulsozialarbeiter Saka Cikotic mit dem Projekt begonnen. Damals hatten die Geburtstagsprügeleien an der Schule am Schlosspark bundesweit für Aufsehen gesorgt. Ziel der beiden Männer war es, den Jugendlichen am Abend eine Alternative zur Straße zu zeigen. Mit dem Sportprojekt lernen die Teilnehmer zudem, ihren Körper durch Bewegung auszupowern und im Team Zeit zu verbringen. 60 Teilnehmer kommen im Dienstags und Sonnabends in die Sporthalle. Für Nachwuchs im Gruppenleiterbereich haben sie bereits gesorgt. Florian Burger-Freund, Metin Duygu, Andrej Schwarz und Niyazi Aldemir gehören mittlerweile zum festen Mitarbeiterstamm. Sport und Verständnis, Regeln und ein offenes Ohr zeichnen diese Männer aus.
Den zweiten Platz belegte die Lindhorster Initiative "Wir für soziale Gerechtigkeit". Seit drei Jahren solidarisieren sich viele Bürger mit den schwächeren der Gesellschaft. Über Schulfonds, Sportaktivitäten, Themenausstellungen und die Plakataktion "Kinder brauchen Dich" setzen sie das weit entfernte Schlagwort "Kinderarmut" in einen lokalen Bezug. Ebenfalls aus Lindhorst kommt der dritte Alltagsheld. Der MGV und der gemischte Chor Lindhorst haben eine ganz besondere Art und Weise der Nachwuchsarbeit entwickelt. Sie stellen an der Magister-Nothold-Schule die Chor-AG. Gemeinsam mit den Grundschülern singen die Mitglieder deutsches Liedgut und vermitteln ganz nebenbei Rhythmus und Bewegung. Die Kinder gehen unbedarft an die Sache heran, sodass sie ganz nebenbei in der Chor-AG "Balsam für die Seele" bekommen. In der Kategorie Junior wurde ein junger Mann vorgeschlagen, der als Jugendwart des Naturschutzbundes Auetal für die Gemeinde einiges leistet. Marc Jameson gibt sein Wissen an Kinder und Jugendliche weiter, indem er eine Jugendgruppe gegründet hat. Zudem bietet er Projekte an, wie die Vogelstimmenwanderung, den Besuch bei Kröten und Molchen oder die Bückeberg-Rundwanderung. Mit Marc Jameson wird zudem bereits die nächste Generation der Ehrenamtlichen sichtbar, ohne die es in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens nicht mehr geht.
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