1. Suche nach Menschen mit viel Herz und Zeit

    Soziologin Martina Hensel berichtet über ihre Erfahrungen in Bielefeld

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    RINTELN (km). Auf erfreulich großes Interesse stieß jetzt ein Vortrag im Haus des Kinderschutzbundes: Dabei ging es um das neue Projekt "Familienpaten Rinteln". Projektleiter Albrecht Schäffer konnte dazu 26 Interessenten begrüßen, die sich von Martina Hensel, Kinderschutzbund-Mitarbeiterin aus Bielefeld und Leiterin des dortigen Familienpaten-Modells, über die Thematik instruieren ließen.

    Albrecht Schäffer kann bereits zehn Ehrenamtliche für die

    Initiative gewinnen.

    Kernpunkt der Aktion ist die Suche nach Ehrenamtlichen "mit Herz und Zeit", die bereit sind sich gelegentlich um Familien mit Problemen zu kümmern. Mit der Begleitung auf freiwilliger Basis sollen Eltern entlastet und die Situation der Kinder in den betreuten Familien verbessert werden.

    Unter dem Titel "Aufsuchende Hilfen für Familien" berichtete Familien-Projektleiterin Martina Hensel über ihre Erfahrungen. So erfuhren die Zuhörer, dass es neben der Begleitung von Familien im Rahmen des "Sozialen Frühwarnsystems" zahlreiche Angebote und Projekte sowie Bildungsangebote in den Bereichen Förderunterricht, Kinder- und Jugendtelefon oder Kinderbetreuung im Krankenhaus gebe. Insgesamt, so die Soziologin, seien für den Kinderschutzbund Bielefeld derzeit bereits 130 Ehrenamtliche tätig.

    Als Beispiel nannte die Referentin eine der Ehrenamtlichen, die seit 2004 als Familienpatin aktiv sei und seidem mehrere Familien begleitet und unterstützt habe. Zwar sei es nicht immer leicht, mit der häufig schwierigen Situation der Kinder und Eltern in den Familien zurecht zu kommen, aber in ihrer Tätigkeit seien ihr die Kinder und Mütter, mit denen sie es zu tun gehabt habe, durchaus ans Herz gewachsen. Neben der Unterstützung bei Arztbesuchen oder bei Gesprächen auf Ämtern habe sie viel mit den Kindern gespielt, bei den Schulaufgaben geholfen oder dem zugehört, was die Mütter auf dem Herzen hätten.

    Martina Hensel bestätigte, dass es für die meisten Eltern am wichtigsten sei, dass ihnen jemand zuhöre und ihnen deutlich mache: "Ich bin für dich da." Bindungsfähigkeit sei das, was vielen Eltern fehle. Deshalb sei es gerade wichtig, dass die Familienpatinnen eine Begleitung anbieten, die lange Bestand habe und nicht bei der ersten Schwierigkeit abgebrochen werde. Die Dauer von Familienpatenschaften sei ganz unterschiedlich, so die Kinderschutzbund-Mitarbeiterin. Bei einigen Familien reiche die Unterstützung während schwieriger Phasen über ein paar Monate hinweg, andere Familien würden durch eine Patin drei oder sogar vier Jahre lang begleitet.

    In manchen Fällen müsse man Eltern darauf hinweisen, wie sie die Situation für sich und für die Kinder verbessern könnten. Dazu Martina Hensel: "Das Problem gerade vieler allein erziehender Mütter ist eine Erschöpfung und Antriebslosigkeit. Sie schaffen es beispielsweise nicht aus eigener Kraft, den Kontakt zu einer Mutter-Kind-Gruppe zu suchen, obwohl das ihnen und ihren Kindern bestimmt gut täte." In solchen Fällen könnten die Paten Mut machen und die Mütter "an die Hand nehmen". -

    In Rinteln beginnt die praktische Vorbereitung auf das Familienpaten-Projekt am morgigen Donnerstag, dem sechsten November. Bisher haben sich zehn Personen für das ehrenamtliche Engagement angemeldet. Kurzentschlossene können sich vorher noch unter der Telefonnummer 05751/403-220 bei Albrecht Schäffer informieren. Ansonsten ist der Kinderschutzbund-Mitarbeiter montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 14 Uhr im neu gegründeten Familienbüro zu erreichen, das die Stadt Rinteln in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund im Rathaus betreibt.

    Im Rahmen des Gesamtkonzeptes "Familienbüro Rinteln" wird die Initiative finanziell vom Land Niedersachsen, dem Landkreis Schaumburg, der Bürgerstiftung Schaumburg und dem Kinderschutzbund Rinteln e.V. getragen. Foto: km

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an