LAUENAU (al). Das war wohl höchste Zeit: Mühelos stochert Erhard Meyer in einem völlig zerfressenen Stück Holz. Das kümmerliche Etwas ist der Rest eines stattlichen Eichenbalkens. Mehr als 250 Jahre hat er zusammen mit anderen Konstruktionsteilen ein schweres Dach gehalten. Das bedeckte den ehemaligen Schweine- und Hühnerstall des sogenannten Gesindehauses. In dem Gebäude am "Rundteil" lebten einst die Tagelöhner des benachbarten Münchhausen-Gutes mit ihrem eigenen kleinen Besitz. Heute befindet sich hier das Amts- und Fleckenmuseum.
In über 20 Jahren haben Mitglieder des Heimat- und Museumsvereins aus dem damals schon für den Abriss freigegebenen Haus eine Sehenswürdigkeit gemacht. 15 Jahre dauerte es allein, um es für den Museumsbetrieb herzurichten. Und noch immer verschlingen Sanierungen und Reparaturen viel Geld.
Weil aber Ebbe in der Kasse herrschte, musste die fällige Restaurierung des kleinen Anbaus immer wieder verschoben werden. Zwar bekam es als erster Schutz vor weiterem Verfall 2001 ein neues Dach. Doch mehr war nicht drin, weil das Geld nie reichte. Nun aber wurde es dringend. Und das ließ sich nicht nur am Eichenbalken in Meyers Händen ablesen.
Pläne für die Nutzung des Stalls gab und gibt es genug: Ein Sitzungsraum könnte entstehen; Archivmaterialien würden Platz finden oder auch Stellwände einer Ausstellung. "Aber es ist noch nichts entschieden", machte Vorsitzender Jürgen Schröder deutlich, "unsere Ideen werden wir in der nächsten Jahreshauptversammlung vorstellen." Doch zunächst mussten die Voraussetzungen für einen wieder sicheren Fortbestand geschaffen werden. Da kam den Verantwortlichen die Bereitschaft eines Feggendorfers gerade recht. Schon immer hat sich Wilfried Dierßen gern in seiner Freizeit engagiert; zuletzt in seinem Heimatort, als dort vor wenigen Monaten eine große hölzerne Tafel auf das bevorstehende kommunale Jubiläum aufmerksam machen sollte.
Nun war der gelernte Zimmerer wieder gefragt. Er sägte die Balken zu, schnitt die Holznägel wie nach alter Art und konstruierte schließlich ein mehr als sechs Meter langes und zwei Meter hohes Wandstück, das ein Dutzend kräftige Männer nur noch einpassen musste. Und weil das auf der Ostseite kürzlich so gut klappte, folgte für die gegenüberliegende Mauer ein Pendant mit noch größerem Ausmaß.
Natürlich hatte Dierßen, der von Sohn Horst und Enkel Torben unterstützt wurde, zentimetergenau gearbeitet. Das zentnerschwere Gerüst fügte sich fast reibungslos an dem vorgesehenen Platz ein. Etliche Feuerwehrleute mit Ortsbrandmeister Klaus-Werner Volker an der Spitze packten an. Dankbar registrierte Schröder diese spontane Bereitschaft.
Nun kann er mit den übrigen Verantwortlichen neue Pläne schmieden. "Bei uns tut sich was", versprach er, "auch wenn wir in den letzten Monaten öffentlich nicht so oft in Erscheinung getreten sind". Irgendwann im kommenden Jahr soll der sanierte Ex-Stall der Öffentlichkeit gezeigt werden. Dafür können Besucher auf einer dann vergrößerten Terrasse Platz nehmen – ein "weiteres Schmuckstück" nach Schröders Ansicht. Und für den neugewonnenen Platz im Stall hat er auch schon eine Idee. In der Adventszeit des kommenden Jahres könnten historische Weihnachtspostkarten eine ganze Ausstellung füllen.
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Passgenauer Kraftakt: Ein Dutzend Helfer brachten die Fachwerkkonstruktion in die richtige Stellung.