1. Düster und donnernd

    Gerd Berghofer begeistert mit Geschichten von Poe

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    STADTHAGEN (ih). Fast so, als lauerte der Tod um die Ecke. Gerd Berghofer verschaffte allen Zuhörern eine Gänsehaut. Der Franke rezitierte im Rahmen der Aktionwoche "Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek" in der Stadtbücherei Stadthagen. Rund 25 Zuhörer hatten sich aufgemacht "Dunkle Geschichten nach Edgar Allen Poe" zu hören. Finanziert hat diesen Abend der Freundeskreis der Stadtbücherei. Damit hat Stadthagen einen literarischen Höhepunkt mehr auf seiner Liste. Denn in den heimischen Gefilden noch unbekannt, ist Berghofer in seiner Heimat, rund um Nürnberg, sehr bekannt. Nach einer Einführung zu Poes Biographie legte der Franke los.

    Drei Geschichten, die den Zuhörern das Blut in den Adern gefrieren ließen. Und dabei klangen die Titel "Hop-Frosch" "Das schwatzende Herz" und "Das Fass Amontillado" noch recht freundlich.

    Langsam baute Berghofer die Stimmung auf und steuerte geradewegs auf das finsterem Ende in "Hop-Frosch" zu. Eine Geschichte und viele Schauer weiter steigerte er in der abgedunkelten Bücherei die düstere Stimmung. Berghofer spielte mit der Lautstärke seiner Stimme in "Das schwatzende Herz". Mal flüsterte er leise, fast unhörbar. Mal donnerte seine Stimme drohend. Die steigender Angst des Protagonisten bis hin zur Raserei wurde allein durch Berghofers Stimme sichtbar. In "das Fass Amontillado" wird eine Beleidigung bitter gerächt. Durch die Aussicht auf einen köstlichen Tropfen Wein lockt der Beleidigte sein Opfer in den Keller, macht ihn betrunken und mauert ihn anschließend bei lebendigem Leibe ein. Die Zuhörer ahnten, was das Oper erwartete, konnten die Enge des Kellers fast körperlich spüren. Mit vollem Körpereinsatz demonstrierte Berghofer die steigende Trunkenheit des Opfers. Ein mehr als gelungener Abend, an dem Stadthagen einen Rezitator allererster Güte kennengelernt hat. Die Zuhörerschaft wurde in den Bann der Geschichten gezogen und äußerte sich durchweg positiv. Bereits in der Pause drehten sich die angeregten Gespräche bei einem Glas Wein um die Kombination Berghofer und Poe. "Ich hatte das Gefühl, er liest nur für mich," sagte eine Besucherin beim Hinausgehen in die dunkle Nacht. Der Weg nach Hause war dann ganz anders, als sonst. So viele Ecken hat Stadthagen, hinter denen etwas lauern kann.

    Gerd Berghofer rezitiert im Lesesaal der Stadtbücherei.

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