1. Der drohenden Kirchenschließung folgt das Aus für die Gemeindereferentin

    Katholische Pfarrei befürchtet Stellenstreichung bereits im nächsten Jahr / Pfarrer Bonk: "Hilflos"

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    BAD NENNDORF/RODENBERG (al). Nur wenige Monate nach der vom Bistum Hildesheim angedeuteten Schließung mindestens eines der beiden Kirchen in Lauenau oder Rodenberg erreicht die katholische Pfarrgemeinde Maria vom Heiligen Rosenkranz eine weitere Hiobsbotschaft: Die Stelle der hauptamtlichen Gemeindereferentin Christa Niepötter soll bereits im kommenden Jahr gestrichen werden.

    Zwar gibt es keinen konkreten Termin für den letzten Arbeitstag der 53-Jährigen; doch Pfarrer Adalbert Bonk schüttelt bereits jetzt nur noch den Kopf: "Wie ich das künftig alles allein schaffen soll, weiß ich nicht." Der Seelsorger ist für über 3200 Katholiken im Raum Bad Nenndorf sowie in der ganzen Samtgemeinde Rodenberg zuständig.

    Ihr ist das Lachen eigentlich vergangen: Christa Niepötter soll Stelle und Platz im Rodenberger Pfarrhaus räumen.

    Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam für die vorwiegend in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzte Mitarbeiterin die Nachricht von einer baldigen Versetzung. Im vom Bischöflichen Generalvikariat vorgelegten Entwurf des sogenannten "Stellenplan 2020", der Anfang des Jahres den Gemeinden übersandt worden ist, war die hauptamtliche Unterstützung des hiesigen Pfarrers noch enthalten. Doch in der endgültigen Fassung vom Mai 2008 fehlte sie mit einem Mal. Der Grund: Nur Gemeinden mit wenigstens 4500 Gläubigen werden berücksichtigt. Diese Zahl würde die Nenndorfer Pfarrei nicht einmal erreichen, wenn voraussichtlich 2012 auch Hohnhorst mit 800 Christen dem jetzt schon großen Gebiet zugeschlagen würde.

    "Ich kann ja verstehen, dass Gemeindereferentinnen in größeren Gemeinden wichtiger sind als in kleinen", stimmt Niepötter den Hildesheimer Überlegungen angesichts knapper werdender Kassen zu: "Doch man muss doch unterscheiden zwischen ländlicher und städtischer Seelsorge – und die großen Entfernungen sehen, die hier zu bewältigen sind." Schließlich sei Seelsorge nicht nur Gottesdienst, sondern bedeute, "sich um Menschen zu kümmern".

    Die dreifache Mutter, die nach 1996 vom Bistum Hildesheim sogar für ihren jetzigen Beruf ausgebildet worden war, kam 2000 zunächst als Assistentin in die Rodenberger Pfarrei und wurde 2002 zur Gemeindereferentin ernannt. Seither engagiert sie sich nach eigenen Angaben "weit über eine 40-Stunden-Woche hinaus". Gruppenbetreuung, Erstkommunion- und Firmunterricht, Messdienergruppen sind nur einige ihrer Arbeitsfelder. An manchen Sonnabenden bietet sie "Kinderkirche" in Bad Nenndorf an. Ebenfalls in der Kurstadt läuft mit Erfolg seit einem Jahr eine Hausaufgabenhilfe mit 18 Mädchen und Jungen.

    "Mein Herz hängt an Rodenberg und an den vielen begonnenen Projekten", offenbart sich Niepötter. "Wenigstens vier Jahre" wolle sie noch bleiben und Vorhandenes voranbringen. Das würde dem entsprechen, was ihr Arbeitgeber früher generell seinen Gemeindereferentinnen auf den Weg gegeben habe: Zehn Jahre an einem Ort zu bleiben und dann weiter zu wechseln.

    Doch das sieht inzwischen anders aus. Niepötter hat Post aus Hildesheim bekommen, in der ihr bistumsweit sechs Stellen angeboten worden sind. "Ich habe abgelehnt", berichtete sie den SW in der vergangenen Woche. Noch ein zweites Mal dürfe sie den Hinweis auf freie Stellen ignorieren; danach könne sie auch gegen ihren Willen versetzt werden. Nur einen Tag nach dem SW-Gespräch erhielt die Betroffene einen neuen Verwendungsvorschlag aus der Bischofsstadt – mit einem Stellenangebot auch nahe ihres Wohnsitzes Bokeloh.

    Es hatte also nichts geholfen, dass Pfarrer Bonk vor kurzem anlässlich eines Besuchs von Weihbischof Hans-Georg Koitz unter dem Beifall der Gläubigen um den Erhalt der Stelle und seiner Mitarbeiterin gebeten hatte. Und auch Niepötter selbst war noch voller Hoffnung, als sie bei einem Studientag Bischof Norbert Trelle selbst auf die Rodenberger Situation angesprochen habe. "Jetzt fühle ich mich wie ein Spielball", beschreibt sie ihre gegenwärtige Situation.

    "Ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln", kommentierte Pfarrer Bonk am Wochenende gegenüber dem SW die aktuelle Entwicklung. Er will zwar in diesen Tagen bei der Hildesheimer Behörde vorsprechen, macht sich aber wenig Hoffnungen: "Bei der Schließung von Kirchengebäuden geht das vielleicht noch, aber nicht bei Personalangelegenheiten." Da gebe es eben einen Stellenplan – und danach sei die Stelle in 2009 weg.

    "Wie ich das alles schaffen soll, weiß ich aber nicht", sagt der selbst schon im Rentenalter befindliche Seelsorger. Man könne nicht alles den ehrenamtlichen Helfern überlassen: "Und diese brauchen unbedingt einen Ansprechpartner." So stehe für ihn bereits jetzt fest: Wenn Niepötter gehe, werde manches auf der Strecke bleiben. Bonk wörtlich: "Ich fühle mich ganz hilflos."

    Der für den Rodenberger Bereich zuständige Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Reiner Niedenzu, will dagegen noch nicht aufgeben, sondern umgehend einen Rettungsversuch starten. Auch er fährt in dieser Woche zu den Entscheidern in Hildesheim und sucht das Gespräch. Zugleich hat er in der eigenen Gemeinde eine Unterschriftenaktion begonnen: Bereits nach den Gottesdiensten am vergangenen Sonntag füllten sich die ausgelegten Listen in den drei Kirchen. Flankierende Hilfe erhalten die Katholiken auch von den beiden evangelischen Kirchengemeinden in Rodenberg. Niendenzu hat inzwischen erfahren, dass Pfarrer und Kirchenvorstände aus der Sicht Außenstehender das erfolgreiche Wirken Niepötters beschreiben und ebenfalls um den Erhalt der Stelle bitten wollen.

    Foto: al

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