1. Gedenken und mahnen zugleich

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    STADTHAGEN (mr). Es ist ein Akt des Gedenkens und der Mahnung zugleich: Am Sonntag, 9. November, zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht, erhalten die jüdischen Bürger in Schaumburg symbolisch ihre Bürgerrechte zurück.

    Der Bürgermeister Bernd Hellmann wird die Menorah, das älteste jüdische Religionssymbol, als Vertreter für alle Bürger dem Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde im Landkreis, Dr. Alexander Pojarov und der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Bad Nenndorf, Marina Jalowaja, übergeben. Die Menorah wird solange in der St. Martini-Kirche verwahrt, bis sie ihrem Bestimmungsort, der Synagoge in Stadthagen nach deren Sanierung zugeführt werden kann.

    Charlotte Knobloch, Präsidetin des Zentralrats der Juden in Deutschland, begrüßte die Idee von Hasso Neumann, Mitbegründer des Arbeitskreises "Jüdisches Mahnmal Schaumburg im Landkreis Schaumburg".

    Zwar könne man den über 400 jüdischen Bürgern in Schaumburg, die Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns wurden, nicht ihr Leben zurückgeben, schrieb sie. Jedoch sei der Schritt, "in symbolischer Weise die Rechte dieser Menschen zu restituieren" nicht zu unterschätzen.

    Gern möchte sie der Neueinweihung der Stadthäger Synagoge nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten beiwohnen, unter anderem um die "Symbol behaftete Menorah" bewundern zu dürfen.

    Die von Neumann und ausschließlich aus Spendengeldern gefertigte Menorah ist der aus dem Steinrelief der Synagoge von Kapernaum nachempfunden, in der Jesus als Rabbiner gelehrt hatte. Sie ist in Bronze gegossen. Die Sockelinschrift der Menorah lautet: "Symbol für die Rückgabe der Bürgerrechte an die jüdischen Opfer in Schaumburg, 1938 – 2008".

    Gedenken und Mahnen: "So etwas darf es nie wieder geben", betont Hellmann in dem Pressegespräch. Das aus dem Arbeitskreis weiter entwickelte Erinnerungsprojekt zum Gedenken an die jüdischen und alle anderen wegen ihrer Rasse, Religion und Weltanschauung verfolgten, vertriebenen, ermordeten Mitbürger in Schaumburg unter der Federführung der Schaumburger Landschaft arbeitet an einer kreisweiten Vernetzung, die in der Stadthäger Synagoge als zentraler Standort für das Erinnerungsprojekt zusammenlaufen wird.

    Ein Förderverein wird gegründet (siehe Infokasten). Dokumentation, kulturelle Veranstaltungen, bewusste Auseinandersetzung, Gedenken und Mahnung: die symbolische Rückgabe der Bürgerrechte ist erst der erste, wenn auch sehr bedeutsame, Schritt.

    Foto: mr

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