LANDKREIS (nb). Spritzige Choreografien und ernste Gedanken: In der Sporthalle des Jugend- Bildungs- und Freizeit-Zentrums in Obernkirchen zeigten 20 Teilnehmer, was sie im Workshop "Tanzen ohne Grenzen" gemeinsam gelernt hatten. Zu energiegeladener Musik aus den aktuellen Charts bewegten sich die jungen Stadthäger genauso selbstverständlich wie zu einem türkischen Stück: ein Originaltanz wurde zu diesem Zweck abgewandelt.
Vier Tage lang übten die Jugendlichen aus verschiedenen Schulen täglich mehrere Stunden, behielten dabei aber genügend Freiraum für andere Aktivitäten oder das Schließen von neuen Freundschaften. "Durch Spaß lernen junge Menschen am besten", sagte Heidemarie Hanauske, Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Schaumburg. Über die Dauer von drei Jahren erreichte das Projekt mit verschiedenen Aktionen wie dem "Dance Camp" in den Osterferien und weiteren Sportaktivitäten insgesamt 250 junge Menschen, die mit Freude und Verständnis ein harmonisches Miteinander vorgelebt haben. Der Förderungszeitraum ist nun abgelaufen und mit der Abschlussveranstaltung endet auch das AWO-Projekt. Unter den Augen der beteiligten Förderer von Bundesamt, Landkreis, Stadtverwaltung und natürlich der Eltern veranschaulichten die "Tanzprofis" greifbar, was sich aus konstruktiver Zusammenarbeit entwickeln kann.
Seit den 80er Jahren ist die "Integration" ein wichtiger Themenschwerpunkt für die AWO in Stadthagen, an dem sie aktiv arbeitet. Damit setzt die Organisation Grundwerte wie Solidarität, Gleichheit und Respekt auch praktisch um.
In enger Zusammenarbeit mit den Stadthäger Schulen wurde das Projektkonzept durch Jörg Beckmann, Sozialpädagoge der AWO, in die Praxis umgesetzt und stieß von Anfang an auf rege Resonanz. "Für das "weltoffene Stadthagen" ist das ein wichtiges Thema und politisch festgelegt", sagte Bürgermeister Bernd Hellmann, "der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund liegt bei 15 Prozent". "Eine wirklich sinnvolle Maßnahme", bestätigte Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier, "das Projekt hat dazu beigetrgen, Vorurteile bei Kindern gar nicht erst entstehen zu lassen". Nachhaltigen Erfolg bescheinigte der für Schaumburg zuständige Regionalkoordinator des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge Hans-Hajo Harms, das den Hauptteil der Finanzierung getragen hat: "Das Vorhaben ist bestens gelungen, zwischen den Kulturen gab es ein nettes Miteinander und die Beteiligten wurden zusammengeführt". Weitere AWO-Projekte sollen auch künftig für Stadthäger Jugendliche eine Anlaufstelle bieten. Die "HipHop-AG" als regelmäßiges Freizeitangebot sorgt erst einmal für den Fortlauf der integrativen Bemühungen.
"Die Unterstützung der Eltern ist im Integrationsprozess unverzichtbar", sagte Schul-Sozialarbeiter der Schule am Schlosspark und Kooperationspartner der AWO Saka Cikotic und appelliert damit an die Familien, "es ist von Anfang an sehr wichtig, dass die Kinder verschiedener Nationalitäten sich gegenseitig zu Hause besuchen und gemeinsam spielen". Und vielleicht auch gemeinsam tanzen.
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