STADTHAGEN (mr). Nach einer Darstellung des aktuellen Stands der Finanzmarktkrise und ihrer Entstehung, widmeten sich die Referenten der Kundenveranstaltung "Strategien und Märkte" der Volksbank Hameln-Stadthagen ihrem Thema. Vor rund 170 Gästen zeigten Martin Locke von der Fondsgesellschaft JP Morgan Asset Management und Thomas Knigge, Fondsgesellschaft Franklin Templeton Investment Services, am vergangenen Donnerstag im Ratskeller die Verhaltensweisen emotional handelnder Anleger auf.
"Der Finanzmarkt bleibt eine Bauchsache", stellt Locke seine These auf. Und belegt: Gut sechs bis sieben Jahre hielten Anleger kurzfristig ausgerichtete Anlagen (wie Geldmarktfonds), während sie langfristig ausgelegte Anlagen (wie Aktien) im Durchschnitt nach eineinhalb Jahren verkauften. "Das ist der Grund, warum alle so enttäuscht sind mit Aktien".
Locke stellt anhand einer einfachen Zeichnung die Mentalität der Anleger dar. Während sich die Wenigsten auf die wacklige lange Leiter (zum Beispiel Aktien) zum größten Apfel (Rendite) begeben, nehmen sie lieber den kleinen Apfel auf der stabilen kurzen Leiter (zum Beispiel Rentenpapiere) in Empfang. Oder sie springen frühzeitig von der langen Leiter ab. Wenn dann noch negativ kommuniziert werde, würden langfristig zu sehende Anlageformen wie Aktien und Aktienfonds schnell verkauft. "Alle kommen dann dem Herdentrieb sehr stark nach".
Sowohl Locke als auch Knigge erinnerten an die Faustregeln bei der Geldanlage: breit aufgestellte Anlageformen nach Risikopräferenzen wählen, die kurz-, mittel- und langfristig ausgerichtet sind. Regelmäßig die Struktur eines Depots der Wertentwicklung anpassen. Der zweite Faktor: Zeit. "Wenn Sie Aktien Zeit geben, werden sie den meisten Ertrag generieren", so Locke. Der Anlagehorizont liege bei mindestens zehn Jahren. Bei einer Lebensversicherung bleibe der Anleger über einen langen Zeitraum ja auch ganz entspannt, verglich Locke. Weil dort die Wertveränderungen nicht jeden Tag abrufbar seien wie bei Aktienkursen.
Ein weiteres Beispiel für das emotionale Verhalten der Anleger nannte Locke auch bezüglich des antizyklischen Verhaltens, das rational gesehen sinnvoll wäre: Wenn es die Butter im Angebot gibt, kauft der rational denkende Konsument gleich zwei bis drei Stücke mehr ein. Sinkt der Aktienkurs, kauft der emotional handelnde Anleger nicht nach. Dabei "kauft man Aktien besonders gut, wenn es regnet", verdeutlichte Knigge.
Dass noch nicht alle Gäste im Ratskeller von den logischen und sehr anschaulichen Ausführungen der Fachleute überzeugt waren, zeigte sich in den ersten Fragen nach den Vorträgen. Die Zeit für persönliche Gespräche war während des Imbisses ausreichend vorhanden. Foto: mr