1. Nach 15 Karren schmerzt der Rücken

    Am Feggendorfer Stolln lockt auch eine Rösche zur Besichtigung / Finanzielle Hilfe durch die EU

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    FEGGENDORF (al). Einen kleinen Eindruck von der körperlichen Mühe der freiwilligen Helfer, die im Wald bei Feggendorf eine alte Kleinzeche freilegen, haben Besucher beim "Tag des offenen Bergwerks" gewinnen können. Zum ersten Mal war auch die sogenannte "Wetterrösche" zur Besichtigung freigegeben: 70 Meter weit konnten Neugierige in den Deister marschieren: in tief gebückter Haltung und in Lehm und Pfützen. Durch den nur 1,40 Meter hohen Gang, der eigentlich nur der Belüftung und als Notausstieg diente, schieben Helmut Bauer und Hermann Rickenberg regelmäßig schwere Schubkarren mit Abraum: Nach nur 15 Karren ist das jeweilige "Tagessoll" schon erreicht. Dann schmerzt der Rücken.

    Der weitaus größere Teil steht den beiden Senioren noch bevor: Etwa hundert Meter sind es bis zur Grundstrecke. Felsbrocken versperren den Weg. Dann müssen Löcher gebohrt und mit Keilen die Hindernisse "gesprengt" werden. In entgegengesetzter Richtung arbeiten sich andere Mitglieder des Arbeitskreises Bergbau im Lauenauer Heimat- und Museumsverein voran: Sie haben durch den eigentlichen Stollen die Grundstrecke erreicht, dort Schienen und Weiche installiert und wollen nun auf historischem Grund weiter vorandringen: Eines Tages könnte Besuchern sogar ein "Rundweg" ermöglicht werden.

    So aber muss das Publikum bislang noch kehrt machen, damit andere Interessierte ebenfalls die Unterwelt des Bergzugs erleben können. Die Nachfrage ist groß: Jeweils eine Gruppe in der "Rösche" und zwei im Stollen; vor dessen Eingang warten geduldig schon die nächsten Neugierigen.

    "Betriebsleiter" Florian Garbe freut sich über die Resonanz an diesem sonnigen Herbsttag. Offiziell ist die Besuchersaison zu Ende: Im Winterhalbjahr wollen die Helfer möglichst ungestört weiterarbeiten, damit sie im Frühjahr die nächsten Neuigkeiten präsentieren können.

    Dass der "Stolleneintopf", der auf dem alten Herd einer ehemaligen Steiger-Küche dampft, große Nachfrage ebenso findet wie die leckeren Bratkartoffeln auf einem mächtigen Schwenkgrill, ist ihm nur recht: "Der Erlös finanziert unser notwendiges Material", beschreibt er die ständige Suche nach Geld. Denn Schienen und auch die Stahlträger zur Absicherung der Strecke sind teuer geworden.

    Doch inzwischen gibt es auch staatliche Hilfe: Bereits in der nächsten Woche wird die einst von den Helfern nur provisorisch angelegte 600 Meter lange Rettungszufahrt vom Waldrand hinauf bis zum Stollen aufwendig hergerichtet. Das Geld dazu steuert der Landkreis aus den "Leader"-Mitteln der Europäischen Gemeinschaft bei. "Allein", ist Garbe dankbar, "hätten wir das nie geschafft".

    In 2009 könnte der nächste Schritt folgen: 50 Jahre nach ihrem Abriss würde die alte Waschkaue auf ihren Fundamenten neu entstehen.

    Auch vor dem Grubeneingang erleben große und kleine Besucher spannende Momente. Der Schmied arbeitet an der qualmenden Esse; Schienen werden zugeschnitten; eine schwerbeladene Kohlenlore rollt an Tageslicht.

    Geduldig beantworten die Helfer unablässig Fragen der Besucher. Und Helmut Bauer zeigt seine Funde. Kratzer und Beil hat er unter anderem in der verfallenen Rösche entdeckt und dank der in den Stielen eingelassenen Nummer sie dem Feggendorfer Karl Rickenberg zugeschrieben. Anfang der fünfziger Jahre wird sie der Hauer wohl im Stollen einfach liegengelassen haben – an seinem letzten Arbeitstag. Nun gilt das Werkzeug als eine kleine Sensation – und macht Hoffnung, noch mehr Relikte aus der Zeit zu finden, als hier die Männer ihrer Arbeit unter Tage nachgingen. Foto: al

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