LANDKREIS (ih). Obst und Gemüse sind neu in den Grundschulen des Landkreises. Viele Kinder kennen sich besser mit Ravioli aus der Dose, Hamburgern und Pommes aus.
Pausenbrote gehören für viele Kinder nicht zum täglichen Brot. Die Landfrauen wollen über die Kinder die Eltern erreichen, sich bewusster um das Essen ihrer Kinder zu kümmern.
Seit vier Jahren setzen die Landfrauen mit der Aktion "Kochen für Kinder" ganz konkret an diesem Punkt an. Und zwar im gesamten Landkreis. Auf dem Dorf und in der Stadt wissen immer mehr Kinder immer weniger über ihr täglich Brot.
Die Landfrauen kochen mit den Dritt- und Viertklässlern. Inhaltlich gab es bereits unterschiedliche Schwerpunkte. Zunächst die Milch, dann die Kartoffeln, das Getreide und seit diesem Schuljahr Obst und Gemüse. Vier bis fünf Unterrichtsstunden setzen die Landfrauen pro Thema an. Mit Schürze, Schnitzer und Co machen sich die Kinder unter Anleitung an die Lebensmittel. Im theoretischen Teil lernen sie die Herkunft, Inhaltsstoffe und was aus den Lebensmitteln hergestellt wird. Im praktischen Teil schneiden, rühren und wiegen sie die Lebensmittel.
Nicht nur an den Töpfen hantieren die Kinder sondern auch am Esstisch. Das gemeinsame Essen mit der ganzen Familie ist selten geworden.
Regelmäßige Mahlzeiten ebenso. Sind die Landfrauen unterwegs, kommen auf den Tisch nicht nur Teller und Besteck. Eine Tischdecke, eine Kerze und etwas Grün aus dem Garten gehören dazu. Für viele Kinder völlig ungewohnt ist der gemeinsame Start des Essens. Erst wenn das Essen auf dem Tisch steht, alle sitzen und etwas auf dem Teller haben, wird angefangen. Neuland für manch 10-jähriges Kind aus dem Landkreis. Für die Landfrauen waren diese Eindrücke zunächst erschreckend. Doch sie sehen, wie sehr es den Kindern gefällt, gemeinsam zu kochen und zu essen. Die Frauen setzen darauf, über die Kinder die Eltern zu erreichen. Dass die Kinder nach Hause kommen und eine gemeinsame Mahlzeit einfordern oder sich ein Pausenbrot mitgeben lassen.
Dabei ist es den Landfrauen wichtig, keine Bewertung der Kinder und ihrer Familien vorzunehmen. Für sie ist es lediglich augenscheinlich, dass die ländliche Esskultur abhanden kommt und dass Fastfood die Kartoffeln, Wurst und Obstsalat fast ersatzlos ablöst. Die Gründe dafür kennen die Landfrauen. Sie sind vielfältig. Die Berufstätigkeit beider Elternteile können ebenso für unregelmäßige Mahlzeiten ausschlaggebend sein, wie Armut oder Desinteresse. Die Aktionstage "Kochen mit Kindern" sind ein freiwilliges Angebot der Schulen. Sie zahlen dafür nichts, könnten es auch nicht. Das Budget dafür ist zu eng bemessen. Für ein kleines Heft mit Rezepten und einen Materialkostenzuschuss müssen die Kinder einen Obolus zahlen. Allerdings weniger als für einen Hamburger mit Pommes. Foto: ih