Nirgendwo eine Ähre auf dem Erntedankaltar. Dafür stehen neben einem Plastiknetz mit Zwiebeln, ein Päckchen Nudeln und ein Kilo Mehl, Typ 405. Zierkürbisse, Sonnenblumen und ein Glas Bohnen bringen Farbe ins Spiel.
Dieser Erntedankaltar am vergangenen Sonntag hat mich erschreckt. Und doch passt er wie die Faust aufs Auge der schaumburger Gesellschaft. Die Milch wächst für viele Kinder im Tetra-Pack und Pommes im Tiefkühlfach. Und das in einer ländlich strukturierten Region. Der Landfrauenverein stopft mit der Aktion "Kochen für Kinder" ehrenamtlich seit vier Jahren eine Lücke, deren Ausmaß sich weder Politiker, noch Lehrer oder Eltern bewusst sind. In vielen Schaumburger Haushalten wird nicht mehr regelmäßig gekocht, geschweige denn gemeinsam gegessen. Die Ursachen sind vielfältig. Schuldzuweisungen fallen schwer. Doch klar ist, viele Kinder gehen hungrig zur Schule, wissen eher, wie sie eine Dose öffnen als eine Banane zu pellen haben. Dass ein Verein sich ehrenamtlich um diese Situation kümmern muss, schreit zum Himmel. Es müssen alle Institutionen und die Eltern an einem Strang ziehen. Sonst stehen beim nächsten Erntedankfest einfach nur noch ein Hamburger mit Pommes auf dem Altar. Ines Hitzemann