STADTHAGEN/OBERNKIRCHEN (mr). Aus dem Alltag. Die neun Mädchen des Workshops "Wendo" erzählen ihrer Trainerin Ira Morgan, dass die Jungen ungefragt in ihre Zimmer platzen, die sie im jbf-Zentrum bezogen haben. Flink teilt die Theaterpädagogin die Mädchen in zwei Gruppen auf: in die der Jungen, die einfach im Zimmer stehen und in die der Mädchen, die sich nicht wehren. Gemeinsam erarbeiten sie Strategien, wie sich die Mädchen entschlossen ihren Raum bewahren und ihren persönlichen Bereich nicht von den Jungen vereinnahmen lassen.
Auch in dem Workshop "Wilde Mädchen" begleitet Ingetraud Wehking, Frauen- und Mädchenberatungsstelle, 14 Mädchen in den Wald, in dem sie im Umgang mit der Natur lernen, sich selbst und ihre Stärken zu entdecken. Selbstverständlich hat der Präventionsrat "Wir plus" für die Teilnehmer der gewaltpräventiven Aktionstage nicht nur Workshops für Mädchen im Angebot. Die Jungen im "Jungen-Power-Club" sind mit Andreas Woitke, "Niko"-Projekt, ständig im Wald unterwegs auf Abenteuersuche – und lernen, Teamwork und Vertrauen zu entwickeln. Der Erlebnispädagoge Andree Schinke gibt seinen 15 Jungen einen "Vorschuss an Vertrauen": sie sollen ihre Grenzen kennenlernen, ihren Bewegungsdrang ausleben und lernen, dass spielerischeres Kräftemessen natürlich ist und nicht in Gewalt ausarten muss. Andere Mädchen und Jungen stellen Streitsituationen und ihre Lösungsmöglichkeiten in dem Workshop "Streitschlichter" nach. Auch in dem Theaterworkshop geht es um die szenische Erarbeitung von Eskalationssituationen und ihre Deeskalation. Die "Reporter" sind während der drei Tage im jbf-Zentrum ständig auf der Suche nach neuen Gesprächspartnern und Eindrücken aus den verschiedenen Workshops. Auch die begleitenden Lehrer der Stadthäger Grundschulen, Schule am Schlosspark, Gymnasien, Integrierte Gesamtschule und Hans-Christian-Andersen-Schule dürfen einiges über sich erfahren. Stephan Kaps, geprüfter Atem-, Sprech- und Stimmlehrer, lässt sie zum deutlicheren Sprechen mit einem Luftballon durch den Raum spazieren oder mit dem Rücken einen Ball zwischen Tür und Körper balancieren. Die Lehrer sind begeistert – nicht nur über ihren Workshop, sondern über die gesamten Aktionstage, die Thomas Pawlik und Liesel Sachteleben von der Arbeitsgruppe "Kooperation Schule, Jugendhilfe" des Präventionsrats der Stadt Stadthagen zum sechsten Mal durchführen. Rund 80 Jugendliche der vierten bis sechsten Jahrgänge aus allen Schulformen nehmen teil.
Pawlik möchte erreichen, dass die Schulen "keine Inseln für sich" sind, sondern "voneinander profitieren". Langsam aber sicher scheint dies zu funktionieren. Unter den Schülern klappt das schon lange. Sie lernen ganz viel über sich, ihre Mitmenschen und für den Alltag. Foto: mr