OBERNKIRCHEN. Hochrangiger Besuch in Obernkirchen: Am Donnerstag, dem 9. Oktober kommt Italiens Botschafter Puri Purini in die Glasbläserstadt. Begleitet wird er vom heimischen Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy, der eine entsprechende Einladung ausgesprochen hat.
Purini und Edathy hatten sich auf Anregung des 66-jährigen italienischen Top-Diplomaten, der von 1999 bis 2005 Berater des italienischen Staatspräsidenten Ciampi war und seit 2005 oberster Repräsentant Italiens in Deutschland ist, vor wenigen Monaten in Edathys Büro in Berlin zu einem Gespräch getroffen. Edathy ist seit drei Jahren Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestages, der unter anderem für das Thema Integration zuständig ist. Inhalt der Besprechung: Wie kann die Integration aus Italien stammender Mitbürger in Deutschland verbessert werden? Das ist nur auf den ersten Blick eine seltsame Frage - wer denkt bei Zuwanderer-Gruppen mit Integrations-Mängeln an die als gut eingebunden geltenden Menschen mit italienischen Vorfahren? Gleichwohl zeigen Untersuchungen auf, dass beispielsweise Bürger mit spanischen Wurzeln vergleichsweise deutlich häufiger einen höheren Schulabschluss erwerben. Woran liegt das? Edathy und Purini meinen: Unter anderem daran, dass in manchen italienisch-stämmigen Familien Bildung als Wert an sich teilweise noch nicht als zentrale Voraussetzung für gesellschaftlichen Aufstieg ausgemacht worden ist. Dass man darauf reagieren sollte, und zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Ermutigung zur Ergreifung von Bildungschancen, darin waren sich der Schaumburger Bundestagsabgeordnete und der italienische Botschafter einig. Schüler motivieren, Eltern sensibilisieren, dies könne ein wichtiger Handlungsansatz sein. Und das ist der Grund, warum Edathy als Schaumburgs Vertreter in Berlin einen Besuch des italienischen Botschafters in derjenigen Stadt Schaumburgs vorgeschlagen hat, in der viele Bürger italienischer Herkunft bzw. Abstammung leben: Einen Besuch in Obernkirchen. Dieser findet nun, am 9. Oktober, statt: Botschafter Purini und MdB Edathy besuchen zunächst um 11 Uhr das Schulzentrum in Obernkirchen. Im Hauptinteresse steht das Gespräch mit Schülerinnen und Schülern, deren Eltern bzw. Großeltern aus Italien nach Schaumburg kamen. Selbstverständlich findet auch ein Treffen mit den Lehrerinnen und Lehrern statt.
Um 12.30 Uhr diskutieren Purini und Edathy mit Obernkirchens Bürgermeister Oliver Schäfer und dessen Auetaler Kollegen Thomas Priemer bei einem Arbeitsessen im italienischen Restaurant "Coi" (Auetal) über Möglichkeiten der Städte und Gemeinden zur Integrationsförderung. Um 13.30 Uhr veranstaltet die Stadt Obernkirchen aus Anlass des Botschafter-Besuchs im Rathaus einen Empfang, Purini trägt sich in diesem Rahmen ins "Goldene Buch" der Stadt ein. Für 15 Uhr ist ein Besuch der Obernkirchener Glashütte (Ardagh Glass) geplant. Der Botschafter und Edathy werden mit der Geschäftsführung, dem Betriebsrat sowie insbesondere mit italienisch-stämmigen Mitarbeitern sprechen. MdB Edathy: "Ich freue mich auf den Besuch des italienischen Botschafters und rechne mit vielen guten Gesprächen und mit vielen Anregungen zur weiteren Verbesserung des Miteinanders in Obernkirchen unabhängig von der familiären Herkunft." Dass das Zusammenleben gut funktioniere, darauf deuteten die vielen deutsch-italienischen Ehen hin. Dass aber insgesamt der Anteil von aus Italien stammenden Menschen, die einen guten Schulabschluss absolvieren, der Facharbeiterschaft angehören bzw. Teil der Elite in Deutschland sind, noch steigerungsfähig ist, sei unumstritten. "Echte Integration ist gleichbedeutend mit der echten Chance zur Teilhabe, und daran müssen wir in diesem Land noch hart arbeiten", so Edathy.