WIEDENSAHL. Das saß, das machte nachdenklich, das ließ aber auch immer wieder laut loslachen: Der gebürtige Celler Oskar Ansull überzeugte mit seinem Wilhelm-Busch-Programm im Wiedensahler Geburtshaus des Malers und Zeichners, Dichters und Denkers – auch die Busch-Kenner, die schon manch namhaftere Akteure sich an den Texten des traurigen Humoristen abmühen erlebt haben.
Oskar Ansull rezitiert Wilhelm Busch im Wiedensahler Geburtshaus .
Vor allem wenn der heute in Berlin lebende Rezitator sich von seiner Zettelwirtschaft in seinem Bücherstoß löste, ganz in sich versunken in eine neue Busch-Geschichte hineintauchte und ihr mit jedem Atemzug mehr Fahrt einhauchte, hatte er sein Publikum, darunter einige alte Bekannte aus Hannoverschen Zeiten, fest im Griff. Viergeteilt hatte Ansull seine ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem weltbekannten Wiedensahler. An den "Hauptgeschichten" und besonders an "Max und Moritz" habe er sich schon als Kind "besoffen gelesen". Mitten im Publikum stehend begann er damit einen Abend, der nicht an einem stringenten roten Faden ablief. Doch das Publikum sprang gern mit auf dem nicht gerade ebenen Weg durch Buchs Werk und mehr noch dessen Leben. Immer dann, wenn der Dichter sich den Frauen näherte, lief Ansull zur Bestform auf, pointierte die Sätze des geschätzten Meisters so, dass zumindest nach dem zweiten Nachdenken keine Frage etwaiger erotischer Doppelsinnigkeit mehr offen blieb. Der Krieg der Geschlechter: So wie Ansull ihn aufs Trapez brachte, dürfte ihn keiner intensiver und schmerzlicher geführt haben als der gerade in diesen Fragen auf den ersten Blick zutiefst schüchtern wirkenden Busch. Schließlich landete der Vortragende beinahe zwangsläufig bei "Eduards Traum". "Das ist Weltliteratur", ließ Ansull keine Zweifel zu. Nicht an seiner Einschätzung und noch weniger am Prosa-Spätwerk des Meisters. Während nebenan kleinformatige Busch-Gemälde aus Privatbesitz Kunde davon geben, dass da deutlich mehr ist als die Bildergesichten von der frommen Helene bis zum Maler Klecksel, wird hier das hohe Lied auf den Schreiber, den Literaten gesungen. Wilhelm Busch zum Abertausendsten – und doch wieder ganz neu. Foto: privat