RODENBERG (pd). "Sie betreffen uns alle" – mit dieser Feststellung leitete Schulleiterin Brigitte Naber über zu einem Vortrag von Andrea Röpke, Journalistin und Politologin, über "Nazis in Nadelstreifen". Interessant war bei der Veranstaltung im Forum der Stadtschule Rodenberg die Tatsache, dass die Referentin vor allem die Rechtsradikalen im Landkreis Schaumburg mit ins Visier nahm.
Anhand von aktuellen Bilddokumenten von den letzten Aufmärschen vor dem Wincklerbad in Bad Nenndorf im August nannte Röpke "Ross und Reiter" aus der Region. Erschreckend dabei ihre Aussage, dass im Landkreis eine besonders radikale rechte Szene agieren würde.
Die Journalistin Andrea Röpke referierte im Schulzentrum Rodenberg über "Nazis in Nadelstreifen".
Es war Montag früh und die Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Haupt- und Realschulklassen des Schulzentrums hatten, dem ersten Anschein nach zu urteilen, nur wenig "Bock" auf die Ausführungen von Andrea Röpke.
Doch gleich nach den ersten Sätzen und ersten Bildern ihrer Präsentation wurde es merklich stiller im Forum. In der Sprache der Jugendlichen führte die Journalistin, die unter anderem für den NDR mehrfach über Alt-Nazis und Neonazis in Norddeutschland recherchiert hat und ihre Erfahrungen dokumentiert hat, in das Thema ein. Sie ist seit 14 Jahren mit dem Thema befasst und nimmt aus gegebenem Anlass auch verstärkt die Schaumburger Naziszene unter die Lupe. Das Wincklerbad in Bad Nenndorf werde zunehmend zu einem bedeutenden Wallfahrts- und Kampagneort von Neonazis.
Waren es bei den ersten Aufmärschen vor drei Jahren gerade einmal knapp 60 Rechtsextreme, waren es vor wenigen Wochen bereits mehr als 400, warnte Röpke.
Anhand von Fotodokumenten zeigte sie auf, wie sich die Strategie der Nazis im Laufe von Jahren geändert habe. Sie seien bestrebt, so die Recherchen der Journalistin, sich von dem "Schmuddelimage" weg zu bewegen. Ihre "Verbürgerlichungsstrategien" könne man nicht nur anhand von Parolen auf Plakaten festmachen, sondern auch durch ihre Kleidung. Mit Auftritten in normaler Freizeitkleidung und Slogans wie "Wir kümmern uns um Eure Sorgen" würden sich die Rechtsradikalen immer mehr in die bürgerlichen Lager begeben, oft lange unerkannt. "Ihre neuen Strategien sind auch danach ausgerichtet, in kleinen Schritten in Sportvereinen oder auf kommunalpolitischen Ebenen Einfluss zu bekommen". Die "Nazis in Nadelstreifen" hätten auf alles eine Antwort und die Szene sei sehr flexibel, hat die Journalistin herausgefunden.
"Lasst Euch davon nicht bluffen", warnte Röbke die Jugendlichen eindringlich. Es sei wichtig, sich selbst eine Meinung zu bilden. Und sie forderte ihre jungen aufmerksamen Zuhörer dazu auf, eine "kreative Kraft gegen Rechtsradikale zu entwickeln". Eine wichtige Botschaft von ihr lautete: "Demokratischer Widerstand kann Spaß machen". Die Stadtschüler diskutierten im Anschluss an den Vortrag mit der Referentin und entließen diese nach gut einer Stunde mit anhaltendem Applaus. Foto:pd