BÜCKEBURG (mr). Angst vor dem Krieg. Angst vor der Abschiebung. Angst um die Tochter.
Hasan Dine (v. li.) steht in ständigem Dialog mit Familie Tasholli.
Vor 14 Jahren ist die Familie Tasholli aus Lipjan in der Zentralstelle für Flüchtlinge in Lauenhagen angekommen. Heute kommen Mutter Shukrije, Vater Nexhat und Tochter Anita aus dem Kosovo in Deutschland an.
"Ich war blockiert." Für Nexhat Tasholli ist es schwer, das Gefühl in der Zeit des Status "Duldung" zu beschreiben. "Man lebt in ständiger Angst." Und kann sich nichts aufbauen, weil man nicht weiß, wie lange man hier bleiben kann. Ein Mann machte ihnen Mut, indem er für sie da ist. Hasan Dine, inzwischen ausgebildeter Integrationslotse, unterstützt seit Jahrzehnten Familien mit Migrationhintergrund. Der Albaner nimmt zum Beispiel der Familie Tasholli bürokratische Angelegenheiten ab und sich den psychischen Belangen der Familie an. Damit sie sich beispielsweise um Bewerbungen kümmern kann. Erst mit der Aufenthaltserlaubnis nach Paragraph 104 a, Aufenthaltsgesetz, die Nexhat, Shukrije und Anita in diesem Jahr erhielten, haben sie die Arbeitserlaubnis. Tränen steigen der Mutter in die Augen. "Kein Vergleich" ist der jetzige Status zu dem der Duldung. "Nun sind wir in der Lage selbständig zu werden". Und doch wird Dine weiterhin gebraucht. Ein schwerer Schicksalschlag hat die Familie erneut aus der Bahn geworfen. Shukrije Tasholli fällt es schwer, darüber zu sprechen. Ihr Schwiegersohn ist in der Heimat an seinem Arbeitsplatz ermordet worden. Zwei Töchter und ein Sohn der insgesamt fünf Kinder leben wieder im Kosovo. Die Menschen dort kämpfen jeden Tag um ihr Brot für den folgenden, verbildlicht Dine. Ihre Schwester habe auf bessere Zeiten gehofft, erklärt Anita. Ein Trugschluss.
Sie selbst verbindet mehr mit Deutschland. Von dem Leben in ihrer Heimat habe sie als damals Fünfjährige nicht viel mitgenommen. Auch Anitas Schwester spreche sehr gut deutsch und war hier integriert, berichtet Dine. Seine Intention ist es, die Familie in Deutschland zu vereinen. Für Shukrije würde die Rückkehr ihrer Tochter ihren Schmerz ein wenig lindern. Dank des Einsatzes des Landkreises und Dine durfte zumindest sie zur Beerdigung des Schwiegersohns in den Kosovo einreisen. Es war ein schwieriges Unterfangen in ein Land zu reisen, das es zu dem Zeitpunkt "eigentlich nicht gab". Ein Wehmutstropfen. Denn nun hätte alles etwas einfacher werden sollen. Nexhat Tasholli hat eine Anstellung als Metallarbeiter in Hamburg gefunden. Der gelernte Schlosser und Elektroschweißer ist dankbar. Anita bewirbt sich für einen Ausbildungsplatz im Einzelhandel und in der Kosmetikbranche. Dine hilft. Beide sind zuversichtlich. Die Aufenthaltserlaubnis gibt Anita Selbstvertrauen und Rückhalt. Für die Familie ist Dine ein Segen. Für die Familie ist der Landkreis eine große Stütze. Für die Familie wird Deutschland immer mehr zu ihrer Heimat. Denn die "Heimat (Kosovo) ist nicht mehr die, die wir verlassen haben". Die Angst weicht der Zuversicht. Sich hier zu Hause zu fühlen. Foto: mr