RODENBERG (al). Vor seiner Haustür rattern seit Wochen die Baumaschinen. In seinem Wohnzimmer aber sitzt Heinrich Schaake und blättert in alten Dokumenten: Seit über 50 Jahren verfolgt er die Entwicklung des Bassenbrink mit all seinen großen und kleinen Ereignissen. Immer wieder zückt Schaake seine Kamera: Momentan gibt es eine Menge Fotomotive, die seine Chronik vervollständigen. Ein ganz wichtiger Blick ist der auf den freigelegten Betonkanal des Ackersbaches. Der nördliche Arm des kleinen Rinnsals unterquert den Bassenbrink und vereinigt sich nur wenige Meter weiter mit dem aus Richtung Suntalstraße kommenden Lauf.
Dachdecker bei Tiefbauarbeiten: Uwe Prochnau, Ulrich Bake und Thomas Zuckmayer (v. re.) isolieren den Bachdurchlass neu mit Teerpappe.
Wie ein Nadelöhr wirkt diese Stelle. Denn die beiden Rohre stoßen direkt aufeinander. Normalerweise plätschert es nur wenig in das nun offene Bachbett, das quer durch Grove zur Aue führt. Bei Unwettern aber oder Phasen der Schneeschmelze tost und braust es vom Deister herunter – und die Bassenbrinker richten sich auf Hochwasser ein. Um die Gefahren abzumildern, wurde ihnen vor Jahren sogar eine Tür ins Brückengeländer über dem Zusammenfluss montiert. Seither können sie selbst Treibgut aus dem Graben fischen, um den Wasserablauf zu erleichtern.
Aber zurück zu der großen Betonröhre, die in diesen Tagen noch zu sehen ist, bis sie wieder von einer Kies- und später einer Asphaltschicht überdeckt wird. Bis 1955, so erinnert sich Schaake war der Bassenbrink nur ein Schotterweg mit vielen Schlaglöchern.
Hühner und Gänse liefen ungefährdet über die Straße: "Das war noch eine richtige Dorfidylle." Als aber 1956 die Kanalisation verlegt wurde, folgte bald eine erste Fahrbahnbefestigung. Damals noch floss der Ackersbach durch einen offenen Graben.
Dieser war jedoch mit riesigen und schweren Bruchsteinplatten abgedeckt. Bei einem Hochwasser im Jahr 1957 schossen die Fluten so gewaltig in den Ort, dass sie die Platten unter enormem Lärm nach oben drückten. Den Krach hat Schaake bis heute nicht vergessen: "Als würde ein Haus einstürzen. Weil eine einfache Reparatur nicht mehr möglich war, entschied sich die Stadt für eine kastenförmige Verrohrung aus Beton. Diese Arbeit ist offenbar so solide ausgeführt worden, dass bei der 1977 erfolgten Fahrbahnsanierung wie auch bei der jetzt fälligen Erneuerung kein neuer Aufwand entstand. Der Betonkasten wurde lediglich abgestrahlt, von scharfen Graten und Kanten befreit und zuletzt mit Teerpappe neu isoliert.
Anlieger Schaake rät Interessierten, die verbleibende Zeit zu nutzen: "Es lohnt sich, das Bauwerk einmal aus der Nähe zu betrachten", sagt er.
Wenn erst einmal die Fahrbahnoberfläche erneuert ist, weist nichts mehr auf das große Betonbett im Untergrund hin, das den Ackersbach zuverlässig zähmt. Foto: al