STADTHAGEN (nb). Wer zur Zeit die Stadthäger Geschäftsstelle der Sparkasse betritt, den erwarten 20 Quadratmeter Ausstellungswände, die eine kleinen Eindruck von Höhepunkten unterschiedlicher Jahrzehnte vermitteln wollen. Bewegte Zeiten hat der TSV Eintracht Bückeberge hinter sich gebracht, bis aus ihm das wurde, wofür er heute steht: ein Breitensportverein, der Raum für Gemeinschaft, Sportförderung und sinnvolle Freizeitgestaltung bietet.
Alles begann mit dem Jahr 1908, in dem der Männer-Turn-Verein "Eintracht" Wendthagen zur "Hebung und Förderung des Turnens als eines Mittels zur körperlichen und sittlichen Kräftigung" gegründet wurde. Eine Kopie des Statuts mit der noch vor der Gründung beschlossenen Satzung ist Teil der Ausstellung und kann eingesehen werden. Im gleichen Jahr gründete sich auch die "Deutsche Turnerschaft Obernwöhren", die zum "SV Reinsen" und 1949 endgültig zum "TSV Eintracht Bergkette" wurde. Beide Vereine durchlebten immer wieder Veränderungen und hatten mit den politischen Entwicklungen und den Folgen der beiden Weltkriege zu kämpfen. Doch auch nach Stilllegung des Turnbetriebes fanden sich die alten Mitglieder mit neuen zusammen und wagten stets Neustart und Wiederbegründung. Ab Mitte des 21. Jahrhunderts hielten immer mehr Frauen Einzug ins Vereinsleben, neue Sparten enstanden, das Angebot vergrößerte sich. In den 50er Jahren löste der schon vor dem zweiten Weltkrieg immer mehr in Mode gekommene Fußballsport das Turnen als tragende Sportart ab, gegen Ende der Fünfziger Jahre fiel der Startschuss für die Jugendarbeit in beiden Vereinen. Die folgenden drei Jahrzehnte waren, wie auch in der allgemeinen Zeitgeschichte, geprägt von Aufbau und Ausweitung, neue Sportstätten wurden geschaffen und der Trainings-und Spielbetrieb neu strukturiert. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der TSV Bergkette bereits Anfang der 80er Jahre eine Mannschaft für Frauen-Fußball gründete und maßgeblich zu der erfolgreichen Entwicklung dieser Sparte beigetragen hat; aktuell existieren drei Damenmannschaften, von zwölf Jugendmannschaften sind ein Viertel ausschließlich aus dem weiblichen Nachwuchs zusammengesetzt. Nicht wenige sehr bekannte Talente und heutige Nationalspieler entstammen dieser Schmiede und haben dort ihr Grundwissen erworben. 1989 schlossen sich die beiden Vereine mit dem Ziel einer verbesserten regionalen Sportförderung zu einem Großverein, dem heutigen TSV "Eintracht" Bückeberge, zusammen. Mittlerweile kann der Verein über 1000 Mitglieder aus einem breiten Altersspektrum von vier bis 88 Jahren vorweisen, die dem gesamten Landkreis Schaumburg entstammen. Die beliebten wie erfolgreichen Sparten Volleyball und Badminton wurden schon 1984 ins Leben gerufen, in der kürzeren Vergangenheit wurde die breite Palette durch Taekwondo, Walking oder Gymnastikkurse ergänzt.
Hans-Heinrich Hahne (v.li.), Joachim Behrens, Jürgen Bekemeier und Rudolf Seiger resümieren über die langjährige Zusammenarbeit.
Trikot der A-Jugend von 1955
Von Baumaßnahmen und Einweihungen, von Höhepunkten der Geselligkeit und bedeutenden Zusammentreffen zeugen die Bilder und Texte und vermitteln auch dem Aussenstehenden einen Eindruck davon, welche Aufgaben für eine erfolgreiche Vereinskarriere zu erfüllen sind.
Nostalgische Schätze kann der Besucher in Augenschein nehmen, beispielsweise das Trikot der A-Jugend-Herren von 1955 oder Original-Turnkleidung von 1930. 40 Jahre lang hat Ehrenvorsitzender Rudolf Seiger akribisch Presseausschnitte des Vereins gesammelt, über Turniere, Wettkämpfe, Freizeiten und Baumaßnahmen. Eine Arbeit, die sich nun bezahlt gemacht hat und allein drei Viertel der Ausstellungsfläche stellt. Zudem fertigte er eine Vereinschronik an, die das Wichtigste noch einmal für zu Hause zusammenfasst und abbildet. Einige Wochen hat Seiger dafür vorbereitet, eigentlich doch eher Monate, in denen der seit 60 Jahren Aktive durchaus 15-Stunden-Tage in Kauf genommen hat. Das zeigt, wie eng gerade die langjährigen Mitglieder mit dem Verein verbunden sind und welchen Stellenwert solch eine Institution lebensbegleitend einnehmen kann. "Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten als Betreuer, an die Jugendfreizeiten, insbesondere eine Floßfahrt auf der Kläralven in Schweden. Oder an die Zeiten, als zu einem besonderen Spiel mal 1500 Besucher anreisten", so Seiger. "Gr0ße Spiele haben wir öfter ausgerichtet, Hannover 96 gegen einen tschechischen Erstligisten, oder die Bundeswehr-Nationalmannschaft, die gegen eine Schaumburger Auswahl angetreten ist - die waren von der professionellen Organisation sogar so angetan, dass uns Teamkapitän Olaf Bahne ein Mannschaftstrikot und einen Dankesbrief hat zukommen lassen" berichtet der frühere Jugendleiter. Zur Ausstellungseröffnung ließ Vereinsvorsitzender Jürgen Bekemeier die größten Errungenschaften und entscheidendsten Entwicklungen der letzten 100 Jahre Revue passieren, zeigte aber auch auf, welche neuen Aufgaben er im Zentrum der Zielsetzung sieht. "Wir haben als Verein auch eine soziale Verantwortung.
Wir sehen uns als Solidargemeinschaft, die Familien, und gerade auch Alleinerziehende, unterstützt und innerhalb der Möglichkeiten Entgegenkommen leistet, denn wir können uns an der sozialen Gestaltung junger Menschen aktiv beteiligen", so Bekemeier. "Zudem müssen wir uns den Folgen der demographischen Entwicklung stellen, die es uns immer schwieriger macht, Übungsleiter und Helfer zu finden, auch wenn wir im Moment fünf Jugendbetreuer haben. Alle müssen an einem Strang ziehen, denn die tragenden Säulen jedes Vereins sind die ehrenamtlichen Helfer, die aus dem ganzen eine stabile Plattform, vor allem für Jugendliche, machen." "Sie leben vor, wie man einen "alten" Verein jung und attraktiv hält", lobte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Schaumburg Hans-Heinrich Hahne das Führungskonzept und den hohen Einsatz der Vereinsmitglieder, "deswegen stellen wir die Kundenhalle auch sehr gerne zu diesem Anlass zur Verfügung".
Interessierte können sich die Ausstellung in der Kundenhalle der Sparkasse noch bis zum 12. September ansehen. Foto: nb