1. Zwei Feggendorfer sind kreativ Birute und Karl Rickenberg entwickeln auch gemeinsam kleine Objekte

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    FEGGENDORF (al). Das kleine Stück Lindenholz muss Birute Rickenberg nicht lange angucken. Ein paar flüchtige Striche auf der leichten Maserung; dann macht sich Ehemann Karl ans Werk. Mit viel Geschick entsteht eine kleine Skulptur. Unterdessen hat die Ehefrau schon einen anderen Plan: "Ich muss immer etwas tun." Das heute 65 und 80 Jahre alte Ehepaar hat sich auf ganz ungewöhnliche Weise gefunden. Mehr noch: "Das war wohl die erste deutsch-litauische Heirat überhaupt", glauben sie über die Folgen ihrer Begegnung im Jahr 1991. Gerade war der Eiserne Vorhang geöffnet worden; Karl Rickenberg machte sich mit einer Reisegruppe auf ins ostpreußische Königsberg. Dort lernte er die Litauerin kennen: Die Lehrerin für Deutsch, Latein, Ethik und Religion war gelegentlich als Dolmetscherin bei Stadtführungen eingesetzt. Ein paar Monate später wurde in Litauen geheiratet.

    Auch gemeinsam kreativ: Birute und Karl Rickenberg mit Holzarbeiten.

    Noch heute müssen sie über die Trauung schmunzeln: Birute übersetzte die litauischen Worte des Pfarrers. "Sonst hätte ich nicht viel verstanden", gibt der damalige Bräutigam zu, "aber Ja habe ich gesagt".

    Bald nach ihrem Zuzug in Deutschland begann die Autodidaktin mit ihrem kunsthandwerklichen Tun. Ein kleiner Kurs in Seidenmalerei machte ihr endgültig Appetit auf Handarbeiten aller Art. Später folgten Patchwork und die verschiedensten Richtungen in der Malerei. Mal waren es Acrylfarben, zu denen sie griff. Momentan hat sie eine "Schwerze Phase": Nur mit dem Kohlestift ist ein ganzes Album mit Porträts von heimischen Tieren entstanden. Oft malt sie etwas zu sakralen Themen, wobei sie sich derzeit sogar auf eine Ausstellung vorbereitet. Gelegentlich sind es Ansichten aus dem Dorf – oder zu geschichtlichen Dingen. Selbst aus dem "Feggendorfer Stolln" sind bereits Bilder entstanden; nicht zuletzt, weil auch Ehemann Karl nach dem Krieg für einige Monate Untertage beschäftigt war.

    Auch wenn Feggendorf zum Lebensmittelpunkt geworden ist; die Sorge um die Angehörigen auf dem Baltikum bestand immer fort. Das Schicksal meinte es nicht gut mit einer kleinen Enkelin, das schon bei der Geburt schwer an Krebs erkrankt war. Auch die Behandlung in einer deutschen Klinik blieb vergeblich. Birute half, wie sie nur konnte. So gab sie die kleinen Erlöse aus dem Verkauf ihrer Arbeiten sofort weiter. Auch heute noch dient das künstlerische Tun weitgehend der guten Sache Anderer.

    Manchmal arbeiten Birute und Karl gemeinsam an einem Projekt. Wenn sie von einer ihrer Reisen in den Osten wieder Bernstein mitbringen, hat die Ehefrau oft eine Idee für die weitere Gestaltung, die sie dann lieber ihrem Mann überlässt. So sind schon ganz passable kleine Kunstwerke entstanden. Aber eigentlich vergräbt sich Karl Rickenberg lieber in Fachbücher und alte Dokumente: Dann ist er wieder der Feggendorfer Vergangenheit auf der Spur, arbeitet im Lauenauer Geschichtsarbeitskreis mit und gehört zur Autorengruppe des inzwischen dreibändigen Werks über die Historie des Fleckens.

    Zudem ist er der größte Kritiker seiner Ehefrau - und Lieferant von Bildtiteln: Ein abstraktes Werk aus Glassplittern und in leuchtenden Acrylfarben hat er kurzerhand mit "Der verregnete August" bezeichnet, weil zum Zeitpunkt des Entstehens die Schauer kein Ende nehmen wollten und das Bild tatsächlich wie verschwommen durch eine Regenwand aussieht. Foto: al

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