LAUENAU (al). Die Großbaustelle in der Coppenbrügger Landstraße bleibt für Anlieger kleinerer Nebenstraßen nicht ohne Folgen. Autofahrer vermeiden lange Ampelphasen und suchen schnelle Umgehungen durch die Ostsiedlung. Besonders Leidtragende sind Bewohner der Molkereistraße. Zwar nehmen sie gelassen das höhere Verkehrsaufkommen in Kauf – nicht jedoch die steigende Zahl derer, die gegen die Einbahnstraßenregelung verstoßen. Inzwischen haben sie sich an die Polizei gewandt.
Hier darf nicht nach rechts abgebogen werden: die Einmündung vom "Hausweidenfeld" in die Molkereistraße.
Nicht mehr so oft mitten auf der Molkereistraße: Nicole Stroske hat viele Autos beobachtet, die gegen die Einbahn-Regelung verstoßen.
Die Molkereistraße steht nur in einer Fahrtrichtung offen: von der Gartenstraße bis momentan kurz vor die Molkerei. Dort kann die Fahrbahn höchstens über den großen Parkplatz unterhalb des Kindergartens "Blumenwiese" verlassen werden. Doch immer mehr Autofahrer benutzen die Route in Gegenrichtung: manche, um kurz darauf ins "Hausweidenfeld" abzubiegen; andere jedoch, um die Molkereistraße in voller Länge unerlaubt zu durchqueren – und dabei sogar einen Unfall an der Einmündung in die Gartenstraße in Kauf zu nehmen. Denn normalerweise rechnet niemand, der die Molkereistraße ordnungsgemäß benutzen will, mit Gegenverkehr.
So ist es kürzlich Nicole Stroske ergangen. Im letzten Moment und mit einer Vollbremsung wich sie einem Zusammenstoß aus. Die entgegenkommende Fahrerin habe nur mit dem Kopf geschüttelt und sei einfach weitergebraust. Die Stroskes wohnen seit drei Jahren in der Molkereistraße. Bislang hat die junge Mutter wegen des nur schmalen Bürgersteigs oft die Fahrbahn für den Spaziergang mit dem Kinderwagen benutzt. Das traut sie sich momentan nicht mehr. Einen ersten Höhepunkt der unerlaubten Fahrerei erlebte die Familie zur Fleckenfete am vergangenen Sonnabend. Eigentlich wollte Ehemann Matthias Stroske nur den Grünschnitt an der Grundstücksgrenze beseitigen. Er kam nicht dazu: Binnen einer Viertelstunde bretterten vier Autos in die falsche Richtung. Da wurde es ihm zu bunt: Er alarmierte die Polizei.
Die Beamten wissen längst, dass sich in dem Bereich die Ordnungswidrigkeiten mehren. Georg Grotjahn von der Lauenauer Polizeistation hat mit seinem Kollegen Klaus Kutil bereits einige Verwarnungen ausgesprochen und jeweils 20 Euro kassiert. "Hat die Nichtbeachtung des Verkehrszeichens Folgen, wird es teurer", warnt Grotjahn vor höherem Bußgeld zum Beispiel bei Unfällen oder der Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer. Beide Beamten sind am vergangenen Donnerstag in diesem Bereich verstärkt präsent gewesen. Denn mit dem Schulanfang befürchteten sie ein noch größeres Fahrzeugaufkommen – auch in die falsche Richtung.
Andere Anwohner bestätigen übrigens die Beobachtungen der Familie Stroske. Nachbarin Maria Haller sorgt sich um spielende Kinder und um die Schüler, die zu Fuß oder per Rad durch Molkereistraße und "Hausweidenfeld" unterwegs sind. Kraftfahrzeugmeister Bernhard Arnold ist sogar Zeuge geworden, dass zwei Sattelzüge am Ende des "Hausweidenfeld" nicht mehr weiterkamen und zurücksetzen mussten: "Eine Begrenzung auf 7,5 Tonnen wäre schon sinnvoll", schlägt er vor.
Ansonsten hoffen alle darauf, dass die Sanierung der Coppenbrügger Landstraße in ihrem ersten Teilabschnitt zu Ende geht und es in der Molkereistraße wieder ruhiger wird. Grundsätzlich würde auch Polizist Grotjahn dann Entwarnung geben wollen: "Aber bestimmt kriegen wir neue andere Probleme", fürchtet er. Wie berichtet, gliedern sich die Arbeiten in der Coppenbrügger Landstraße in drei Phasen. Voraussichtlich erst im März soll alles fertig sein. Foto: al