1. Weit in das Land hinein

    "Wenn Integration gelingt" stellt Menschen mit Migrationshintergrund vor

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    "Wenn Integration gelingt" ist eine Reihe im Schaumburger Wochenblatt, in der Menschen von Nebenan vorgestellt werden. In der immer wieder aufflammenden Diskussion um Gewalt unter ausländischen Jugendlichen und Migrationshintergrund als Bildungsbremse fehlen die positiven Beispiele multikulturellen Miteinanders. Der normale Alltag gibt nur selten Schlagzeile her. Vielleicht sind diese Menschen aber auch ein Zeichen dafür, dass beständige Integrationsarbeit gelingt und die multikulturelle Gesellschaft langsam zur Selbstverständlichkeit auch in Schaumburg wird.

    LINDHORST (ih). Sie liebt es, weit in das Land zu gucken. "Wendthagen ist dafür eine wirklich schöne Ecke", sagt Gürcü Cevik. Oft könne sie aber nicht herkommen, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Denn die Damenschneiderin hat ein Geschäft in Lindhorst, das sich etabliert hat. Während sie fertige Blusen, Jacken oder Röcke aufbügelt, plaudert sie mit ihren Kunden, erkundigt sich nach dem Wohlergehen der Enkel oder des Ehemannes. Als Gürcü Cevik vor 31 Jahren aus der Türkei nach Deutland kam, sah das anders aus. Zwar habe sie durch frühere Besuche "rudimentäre Deutschkenntnisse" besessen. Doch das habe nicht ausgereicht. Neben der Schule halfen ihr drei kleine Freunde: Samson aus der Sesamstraße, Pinocchio und das Sandmännchen. Durch die Kindersendungen bekamen Worte Inhalte und Sätze Bedeutungen. Heute, mit 43 Jahren, fühlt sich Gürcü Cevik in beiden Sprachen Zuhause. Mit ihren Kunden spricht sie deutsch, gerechnet wird aber automatisch auf türkisch.

    Neben ihrem Beruf ist Gürcü Cevik Ehefrau, Hausfrau und Mutter. Ihr Mann und die drei Kinder im Alter zwischen 8 und 19 Jahren halten sie liebevoll auf Trab. Die kleine Schildkröte "Goldie" ergänzt den Haushalt der Ceviks.

    Während der Ferien kümmert sich die Familie zudem noch um fünf Vögel. "Wir machen da Urlaubsvertretung für Freunde sozusagen", so Cevik.

    Gürcü Cevik lebt gerne in Schaumburg. "Ich kann nicht verstehen, wenn manche Türken auf die Deutschen schimpfen." Sie selbst hat im vergangenen Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und ist froh über die Entwicklung ihres Lebens. Die Integrationsbemühungen sind für viele Menschen mit Migrationshintergrund wichtig und hilfreich. Es müsse weiter daran gearbeitet werden. Wichtig ist ihr auch der Hinweis des Dialogs zwischen den Kulturen. Nicht nur Deutsche und Migranten müssten aufeinander zugehen. Auch die verschiedenen Nationen, die in Deutschland leben, sollten sich kennen- und so verstehen lernen. Die gegenseitige Akzeptanz sei die Grundlage für ein friedliches Miteinander.

    Die Familie Cevik ist Mitglied im Alevitischen Kulturverein. Dort gebe es für alle Interessierten immer ein offenes Ohr und Informationen. Viele Unternehmungen, wie beispielsweise der Muttertag, brächten die Mitglieder zusammen. Dieser habe im Wald in Wendthagen stattgefunden. Die Mütter seien von ihren Kindern zu einem Picknick eingeladen worden. Einen Verwöhntag für Mama, damit sie einmal die Seele baumeln lassen kann. Foto: ih

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