STADTHAGEN (ih). Liebende Eltern und wohlwollende Lehrer. Selvi Arslan-Dolma weiß genau, wer ihr "auf die Sprünge" geholfen hat. Obwohl die Mutter selbst als Analphabetin nach Deutschland kam und der Vater nach der vierten Klasse die türkische Schule verließ, lernten Selvi und ihre Geschwister früh das Lernen. "Immer gab es ein Blatt Papier, auf dem wir schreiben durften", erinnert sich Arslan-Dolma. Gemeinsam mit ihren Kindern lernte ihre Mutter neben der deutschen Sprache das Lesen und Schreiben.
Selvi Arslan-Dolma ist Deutsche. Ihr Migrationshintergrund gehört zu ihrem Leben dazu. Die studierte Juristin arbeitet als Rechtsanwältin in Stadthagen, hat gemeinsam mit ihrem Mann einen Sohn. Ihre Interessenschwerpunkte liegen im Familienrecht und Ausländerrecht. Auch in der Opfervertretung ist sie tätig. "Dabei muss man differenzieren können", sagt Arslan-Dolma. Für die Biss-Beratung der AWO hat sie türkische Frauen ebenso vertreten wie deutsche. In jedem Teil der Gesellschaft gäbe es Gewalt gegen Frauen, bilanziert die Anwältin. Durch ihre Mehrsprachigkeit kann sie gezielt auf ihre Mandantinnen eingehen. Türkisch und deutsch spricht sie fließend. Kurdisch kann sie ein wenig.
Außerhalb der Bürozeiten engagiert sich Selvi Arslan-Dolma ehrenamtlich für das Frauenhaus, spielt beim MuKuz Volleyball. "Mein größtes Hobby ist allerdings mein Sohn", lacht die 37-Jährige. Wie in anderen Familien, fordert er in der Freizeit die volle Aufmerksamkeit seiner Mutter.
Und das ist gut so. Denn die Schicksale ihrer Mandanten nimmt die Rechtsanwältin nach Büroschluss in Gedanken mit nach Hause. Arslan-Dolma will Jugendlichen mit Migrationshintergrund Mut machen. Immer wieder kommen Schüler des Gymnasiums oder der Haupt- und Realschule als Praktikanten zu ihr. "Sie ist eine von uns und hat es geschafft. Dann können wir es auch." Diese Gedanken möchte Arslan-Dolma wecken.
Neben der Arbeit und dem ehrenamtlichen Engagement gehört ihre Familie zum Alltag der Stadthägerin. Mutter und Vater kümmern sich liebevoll um den Sohn, springen auch kurzfristig ein.
Zu ihren Eltern und Geschwister hat sie eine starke Bindung. "Wir engen uns dabei nicht ein, jeder nimmt sich seine persönlichen Freiheiten." Foto: ih