STADTHAGEN (bb). Neuntklässler des Wilhelm-Busch-Gymnasiums (WBG) sind für ein ungewöhnliches Schulprojekt selbst in die Lehrerrolle geschlüpft. Jungen und Mädchen aus sechs Grundschulen konnten im Rahmen des Projekts unter Anleitung der Gymnasiasten allerlei interessante Physikexperimente ausführen.
Die Verbindung steht: Die neunjährige Luise Dunger (li.) nimmt per Schnurtelefon Kontakt zu Mareike Belz (10 Jahre) auf.
Voller Begeisterung blickten Nina Gusche und Lisa-Maria Schierloh auf den mit Frischhaltefolie bespannten Lautsprecher. Die Reiskörner, die auf der Folie lagen, begannen tatsächlich zu tanzen, wenn sie den Stromkreis im schnellen Wechsel öffneten und schloßen. Spielerisch erarbeiteten die Schülerinnen von der Grundschule (GS) Niedernwöhren so wichtige Grundlagen der Akustik und besprachen sie mit ihrem Mentor Dominik Bernhardt vom Wilhelm-Busch-Gymnasium (WBG).
Die beiden zehnjährigen Mädchen nahmen an einem Physikunterricht der besonderen Art teil. Unter dem Motto "Physik für helle Köpfe - Akustik verbindet" lud das WBG sechs Grundschulen aus Stadthagen und dem Umland zum Experimentieren ein. Wichtiges Ziel war es, den Grundschülern zu ermöglichen, die Experimente spielerisch selbst auszuführen. Zu zweit oder zu dritt machten sie sich auf den Weg, um mit Alltagsgegenständen wie Pappbecher, Paketschnur, Frischhaltefolie und Reiskörnern allerhand erstaunliche oder auch lustige Erfahrungen zu sammeln. Mit Hilfe von Schülern aus den Physik-Wahlpflichtkursen des neunten Jahrgangs arbeiteten die Viertklässler an Experimentierstationen und erfuhren dabei auf anschaulicher Ebene, was Schall ist, wie dieser entsteht, sich ausbreitet und reflektiert wird. Dabei vermittelten die jungen Mentoren vom WBG auch, dass ein stromdurchflossener Leiter im Magnetfeld eine Kraft erfährt und so eine Lautsprechermembran bewegen kann und so Reiskörner zum Tanzen bringt.
Unterstützt wird das Projekt von gewichtigen Partnern. Die Stiftung Niedersachsen-Metall, der Verband der Metall- und Elektroindustrie Osnabrück-Emsland e. V. und der Verband der Metallindustriellen des nordwestlichen Niedersachsen e. V. finanzieren und begleiten diesen außergewöhnlichen Unterricht. So erhielt das WBG - wie alle teilnehmenden Schulen - kostenloses Akustik-Experimentiermaterial. Neben der GS Niedernwöhren verbrachten auch die GS Sachsenhagen, die GS Bergkette, die GS Am Stadtturm, die GS Meerbeck und die Sonnenbrink-Schule einen Schultag im WBG. Die Grundschüler und die Gymnasiasten profitieren gleichermaßen von diesem schulformübergreifenden Physikunterricht. Die Einführung in das Projekt "Strom macht Musik" ist mit Hilfe von Demonstrations-Experimenten erfolgt, die die WBG-Schüler ihren Gästen vorführten. Mit Hilfe ihres "Akustik-Experimentiermaterials" haben die Grundschüler dann in Kleingruppen und in Partnerarbeit verschiedene Versuche selbstständig oder mit Unterstützung ihrer Mentoren durchgeführt.
"Bei den Grundschülern steht zunächst das Wecken von Experimentierfreude im Vordergrund, um eventuelle Hemmschwellen gegenüber den Naturwissenschaften abzubauen", erklärte der Physik-Lehrer Rüdiger Weiß. Den Schülern solle Mut gemacht werden zum selbständigen Erforschen und Entdecken naturwissenschaftlicher Phänomene. "Die Grundschüler sollen lernen, Dinge zu hinterfragen, Hypothesen aufzustellen und spielerisch nach Gesetzmäßigkeiten zu suchen", so Weiß.
Aber auch die Gymnasiasten profitieren in ihrer Rolle als Lehrer von dieser besonderen Unterrichtsform. "Dieses Projekt bietet den die Grundschüler betreuenden Gymnasialschülern ein hervorragendes Erfahrungsfeld zur Verbesserung ihrer Präsentations- und sachbezogenen Kommunikationskompetenz", unterstrich der WBG-Lehrer Martin Windler.
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