RINTELN (ste). Es ist "5 vor 12" und nichts geht mehr im Innenstadtverkehr von Rinteln. Wenn Ärzte und Pflegepersonal, Krankenhausverwaltung und Personalrat gemeinsam auf die Straße gehen und protestieren statt zu diagnostizieren und praktizieren, dann ist es auch im Krankenhaus "5 vor 12".
In mehreren niedersächsischen Städten fanden am Dienstag zeitgleich Protestaktionen unter dem Motto "Aktionstag Bettenstau" statt und das Hauptziel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses in Rinteln, so Verwaltungsleiterin Tatjana Daum, ist auf einen einfachen Nenner zu bringen: "Der Deckel muss weg!" Soll schlichtweg heißen, dass sich die Finanzlage der Krankenhäuser durch die Deckelung des Krankenhausbudgets dramatisch verschlechtert und dadurch Personal abgebaut werden muss, Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben und sich der Druck durch die Kostenschraube bereits auf die Qualität der Versorgung auswirkt.
Überlastetes Pflegepersonal, längere Wartezeiten auf freie Betten und die Tatsache, dass mittlerweile fast die Hälfte aller Krankenhäuser rote Zahlen schreiben sind die Folge einer nach Krankenhausauffassung verfehlten Gesundheitspolitik. Während die Ausgaben - insbesondere durch steigende Energie- und Personalkosten - stetig ansteigen, bleibt der Deckel fest geschlossen.
Außerdem müssen die Krankenhäuser Sanierungsbeiträge für die Krankenkassen leisten. Leidtragende sind zum einen die Beschäftigten in den Krankenhäusern, zum anderen die Patienten. 100.000 Arbeitsplätze, so rechnet Tatjana Daum vor, sind allein in den letzten zehn Jahren im Krankenhauswesen und in der Krankenpflege weggefallen, 16.500 Ausbildungsplätze kommen noch dazu. "Wir werden nicht entsprechend unserer Leistung vergütet", weiß die Verwaltungsleiterin, die sich zusammen mit der stellvertretenden Pflegedienstleiterin Astrid Teigeler-Tegtmeier, dem ärztlichen Leiter Dr. med. Horst-Helmut Krause und Siegfried Knitter als Dienststellenpersonalratsvorsitzenden auf den Weg vom Krankenhaus zur Weserbrücke machte, um dort mit einigen Betten den Verkehr zu blockieren: "Wir müssen der Öffentlichkeit deutlich sagen, wie es um uns steht", waren sich die anwesenden Ärzte, Schwestern, Pfleger und Mitarbeiter der Verwaltung einig. Niedersachsenweit wurde daher zu Protestaktionen aufgerufen und demnächst will man sich in Richtung Berlin aufmachen, um dort zu protestieren. "Stillhalten geht nicht mehr - Der Deckel muss weg!" Foto: ste