1. Gegen Sanierung der Coppenbrügger Landstraße regt sich Anliegerprotest

    Mitte Juli ist Baubeginn / Kritiker bezweifeln Notwendigkeit / Sanierung in drei Abschnitten

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    LAUENAU (al). Für rund neun Monate verwandeln sich Teile der Coppenbrügger Landstraße in eine Baustelle. In drei Abschnitten wird der Bereich zwischen Carl-Sasse-Straße und dem südlichen Ortseingang saniert. Neben dem weitgehend kompletten Austausch der unterirdischen Leitungen wird auch die Oberfläche völlig neu geordnet. Künftig ist die Straßenbreite schmaler zugunsten von Rad- und Fußwegen auf beiden Seiten. Bereits vor Monaten hatte der Rat über die Investitionen entschieden. Doch erst jetzt, als die Anlieger über die von ihnen zu tragenden Kosten informiert wurden, regte sich Protest der Betroffenen. Sie bezweifeln die Notwendigkeit.

    Mit dem Ausbau verändert sich die Coppenbrügger Landstraße komplett: Auch der Zebrastreifen wird neu positioniert und erhält eine Insel in der Fahrbahnmitte.

    Vor gut 50 Zuhörern erläuterten Gemeindedirektor Uwe Heilmann und die Rathausmitarbeiter Jörg Döpke und Björn Ladage die vorgesehenen Maßnahmen. Heilmann begründete die Investitionen von rund 1,25 Millionen Euro auf der 650 Meter langen Ausbaustrecke mit dem Zustand von Leitungsnetz und Straßenkörper. Dass das Projekt realisiert werden könne, liege an der inzwischen vom Land Niedersachsen bewilligten Förderung in Höhe von 590.000 Euro: "Sonst würden wir uns hier viel schwerer tun."

    Beim Ausbau bleibt es bei den bisherigen Festlegungen, über die das SW wiederholt berichtet hat. So beträgt die künftige Straßenbreite sechs Meter statt bisher 7,50 Meter. Eine wesentliche optische Änderung ergibt sich bei der Verlegung des Parkstreifens von der östlichen auf die westliche Seite. Nur zwischen Schulweg und Südstraße bleibt der bisherige Zustand bestehen. Der vorhandene Zebrastreifen wird Richtung Ortsmitte verlegt und erhält eine Insel. Ein zweiter Übergang entsteht nahe dem Einkaufszentrum am Ortseingang.

    Döpke schilderte die Kostenverteilung auf den Flecken Lauenau, die Samtgemeinde Rodenberg sowie die Anlieger. Nach den geltenden örtlichen Vorschriften werde die Fahrbahn als Durchgangsstraße eingestuft, so dass Grundstückseigentümer je nach Maßnahme zwischen 20 und 35 Prozent zu den Aufwendungen herangezogen würden. Pro Quadratmeter Beitragsfläche werden voraussichtlich 1,52 Euro erhoben. Für ein durchschnittliches Einfamilienhausgrundstück bezifferte er die Kosten auf etwa 1500 Euro.

    Insgesamt müssten sich die Anlieger mit 160.000 Euro beteiligen. In dieser Summe seien bereits Sonderregelungen für Eckgrundstücke oder nicht bebaubares Grün- und Weideland berücksichtigt. Höhere Anteile zahlen dagegen Besitzer von zweigeschossigen Häusern oder von gewerblich genutzten Grundstücken. In Abzug gelangen Beiträge, die bereits für frühere Teilsanierungen erhoben worden waren, zum Beispiel im Bereich zwischen Südstraße und Schulweg. "Ich weiß gar nicht, ob der Ausbau überhaupt not tut", machte ein erster Anlieger seinem Ärger Luft. Schließlich sei die damalige Bundesstraße in den sechziger Jahren für den Schwerlastverkehr ausgebaut woden. Ein anderer wollte deshalb wissen, ob "nicht auch Reparaturen reichen". Heilmann und Döpke verwiesen auf das marode Leitungsnetz: "Wenn das alles erneuert ist, erkennen Sie diese Straße nicht mehr wieder." "Ihre Argumente überzeugen nicht", machte sich Anlieger Dirk Grönemeyer zum Wortführer der Kritiker, bezeichnete unter anderem die vorgesehene Begrünung als "überflüssige Selbstdarstellung" und fragte wiederholt nach, ob der Straßenzustand durch ein Gutachten geprüft worden sei: "Die Betroffenen wollen glaubhaft versichert wissen, dass der Ausbau notwendig ist." Notfalls würde ein Gegengutachen in Auftrag gegeben: "Das kommt für den Einzelnen billiger als der Anteil am Ausbau." Heilmann bestätigte auf wiederholte Nachfrage, dass der Nachweis der Notwendigkeit geführt worden sei: "Das Land gibt doch kein Geld aus Jux und Dollerei." Zugleich sicherte er Grönemeyer die Einsichtnahme in die vorhandenen Unterlagen zu. Irritiert zeigten sich einige Fragesteller über den schon in wenigen Tagen beginnenden Baubeginn und fragten nach möglichen Rechtsmitteln. Diese seien gegen den späteren Kostenbescheid möglich, erläuterte der Gemeindedirektor. Die Entscheidung über den Ausbau habe jedoch der Rat zu treffen. Diese sei erfolgt. Inzwischen lägen auch die Ausschreibungsergebnisse vor, so dass die Anlieger jetzt konkret über die entstehenden Kosten informiert werden könnten. Ladage erläuterte schließlich den Verlauf des Ausbaus. Dieser beginnt im Bereich zwischen Carl-Sasse-Straße und der Sparkassse und setzt sich in zwei eiteren Abschnitten bis zum Schulweg und dann bis zum Ortseingang fort. "So ein langer Ausbau hält die Kunden ab", stöhnte daraufhin eine Ladenbesitzerin aus der Ortsmitte. "Wir sperren nur halbseitig", beschwichtigte Ladage, musste aber einräumen, mit Zwischenprognosen vorsichtig zu sein. "Aber beim Bauende im März 2009 bin ich mir sehr sicher." So lange werden die Anlieger keine Zahlungsbescheide zu befürchten haben: "Wir rechnen hinterher ab und verlangen auch keine Zinsen", ergänzte Heilmann. Die Mitglieder des Bauausschusses, die weitgehend wortlos die heftigen Diskussionen zwischen Anliegern und Verwaltungsvertretern gefolgt waren, hoben anschließend einmütig die Hand: Das von Döpke erläuterte Berechnungsverfahren für die Straßenausbaubeiträg wurden gebilligt. Über die Ausbaumaßnahme selbst hatte der Rat schon vor Monaten entschieden – vor weitgehend leeren Zuschauerreihen. Foto: al

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