NIENBURG/HANNOVER. Bei Berufspolitikern lässt sich häufig ein interessantes Phänomen beobachten: Selbst auf simple Fragen gibt es keine klare Antwort, sondern eher weitschweifige Ausführungen über das Für und Wider des Kaffee-Konsums an sich. Auf Leeses Bürgermeister Grant Hendrik Tonne trifft das zumindest bisher noch nicht zu: Nach seinen ersten 100 Tagen im Landtag ist Tonne noch immer in der Lage, "ganz normal" zu reden. "Das ist für mich auch wichtig", betont der Jurist. "Ich bin ja Politiker geworden, weil ich was bewegen will, und zwar nicht für mich, sondern für die Menschen, die ich vertrete. Und da ist es natürlich nötig, dass man mit mir auch normal reden kann!" "Normal" redet der 31-Jährige auch vor dem Hohen Haus in Hannover. Immerhin drei Mal ergriff Tonne dort bereits das Wort für seine Fraktion. Die Themen bisher: Strafvollzug in Salinenmoor, die personelle Aufstockung des Ausschusses, der für die Aktivitäten des Verfassungsschutzes zuständig ist sowie die Frage, ob das Wahlalter auf 14 herabgesetzt werden sollte. Sollte es nicht, meint der Sozialdemokrat: "Es ist wichtig, schon 14-Jährige soweit wie möglich in Politik einzubinden und sie dafür zu interessieren, aber wenn ich wählen gehe, sollte mein Meinungsbildungsprozess weitgehend abgeschlossen sein. Und das ist er bei 14-Jährigen sicher noch nicht." Auch wenn er erst 100 Tage im Landtag sitzt - in der Politik ist Tonne kein Neuling. Fällt es da nicht zuweilen schwer, sich im fernen Hannover dem Willen der Partei, der Fraktion zu unterwerfen? "Nein. Schließlich heißt das Ding ja SPD und nicht Tonne-Partei. Aber ernsthaft: Auf Landesebene handelt es sich ja um eher abstrakte Dinge, um Stellungnahmen und Entscheidungen, die sich an den sozialdemokratischen Grundsätzen orientieren, die ich mit vertrete. Und in meiner Wahlkreisarbeit kann ich konkrete Themen aufgreifen, mit denen ich die Interessen derjenigen in Hannover voranbringen kann, die ich vertrete." Die politische Arbeit an der Leine ist zeitintensiv. "Das läuft ganz anders ab als in einem Kommunalparlament. Das kann man gar nicht vergleichen." Noch dazu für jemanden, der sich ausgerechnet der Rechtspolitik verschrieben hat. Denn jedes Gesetzesvorhaben muss den Rechtsausschuss durchlaufen - dort hat man also immer gut zu tun, und die, die in diesem Ausschuss sitzen, sollten in Fragen der Landwirtschaft genauso sattelfest sein wie in punkto Verfassungsschutz. Dennoch, oder gerade deshalb: "Die Arbeit macht mir Spaß, und ich werde nicht müde zu betonen, dass ich mich im Rechtsausschuss sehr wohl fühle!" Trotz des enormen Zeitanspruchs bekomme er die hohe Politik und das Privatleben bislang "noch ganz ordentlich unter einen Hut", sagt Grant Hendrik Tonne: "Privat lege ich sehr viel Wert auf Menschen, die mit Politik wenig oder nichts zu tun haben. Alte Bekannte aus der Schulzeit, vom Sport oder vom Studium. Meine Leute von früher sind mir wichtig." Wenn es der Terminkalender erlaubt, kann man den Landtagsabgeordneten also immer noch, wie in früheren Jahren, als Fan bei den Heimspielen von Leeses 1. Fußballmannschaft erleben "trotz spitzer Kommentare, ob ich denn für so etwas Zeit hätte". Foto: privat
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"Meine Leute von früher bleiben mir wichtig"
Grant Hendrik Tonne zieht nach 100 Tagen Landtagsarbeit Bilanz
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