APELERN (al). Vor historischer Kulisse treten im August Kämpfer mit Schild und Schwert, mit Messer oder anderen mittelalterlichen Hilfsmitteln an. Die weltweit erste offene Meisterschaft in Mittelalterlicher Kampfkunst können Besucher von Freitag bis Sonntag, 15. bis 17. August, auf dem Rittergut der Familie von Hammerstein erleben. Dass sich die Weltelite im Schaumburger Land trifft, hat etwas mit den hier wohnenden anerkannten Experten zu tun: Colin Richards und Sandra Schneider halten von Soldorf aus den internationalen Kontakt und haben kürzlich sogar ein Buch herausgegeben, das auf große Aufmerksamkeit in der Fachwelt gestoßen ist.
Ihr Herz schlägt für das mittelalterliche Leben. Neben der Historischen Kampfkunst bieten Sandra Schneider und Colin Richards in Freizeiten auch Ausflüge in die Vergangenheit an.
Bis vor etwa zwei Jahrzehnten war die Historische Kampfkunst fast ganz in Vergessenheit geraten. Erst in jüngerer Vergangenheit haben die Menschen wieder damit begonnen, sich für das Leben im Mittelalter in Europa zu interessieren. Neben Siedlungswesen und Handwerk wandte sich der Blick auch auf die "martialische Kultur”, die Behauptung gegen Feinde. So begannen einige Forscher, sich mit alten Fechtmanuskripten und Abhandlungen über Kampfszenen zu beschäftigen. Sie wandten sich damit nicht zuletzt gegen den Trend der aus Fernost stammenden Kampf- und Selbstverteidigungstechniken. Dass der Kreis der Interessierten wuchs, lag dabei auch an der weltweiten Verbreitung des Internet. Es erleichterte die Recherchearbeit in alten Dokumenten und Büchern und den Austausch der gewonnenen Erkenntnisse. Inzwischen gibt es bereits eine bemerkenswerte Anzahl von Quellen mit präzisen Informationen über die Entwicklung der Kampfkunst ab etwa 1300 bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein.
Zudem ist die Zahl der Athleten gestiegen, die die alten Kampftechniken anwenden und sie in Gruppen oder bei Turnieren bewahren. Richards zum Beispiel trainiert nicht nur an jedem Dienstagabend ab 18.15 Uhr einen begeisterten und immer größer werdenden Kreis. Er hat wiederholt Schützenhilfe beim Start in neuen Standorten geleistet. Auch international wächst das Interesse auf diesem Gebiet.
Folgerichtig hat die Akademie für historische Kampfkunst, "Arts of Mars", jetzt zur ersten internationalen Meisterschaft aufgerufen. Dazu werden in Apelern bis zu hundert Teilnehmer aus aller Welt erwartet. Damit sich deren weite Anreise lohnt, beginnt das Treffen mit Workshops an vier Tagen. Sie werden von Spezialisten wie Scott Brown aus den USA, Matt Easton aus England, Alex Kiermayer aus Deutschland, Bartlomiej Walczak aus Polen, Roland Warzecha aus Deutschland und Philippe Willaume aus Frankreich betreut. Natürlich wollen auch Richards und Schneider Instruktoren sein. Zudem gibt es Mitmachmöglichkeiten für Anfänger – in der Theorie mit Literatur und Lehrvideos oder aber mit praktischen Übungen.
Sandra Schneider rechnet bereits jetzt mit einem großen Publikumsinteresse. Das liegt nicht nur am allgemeinen Trend zu historischen Themen: "Die Wettkämpfe lassen Geschichte in authentischer und bedeutungsvoller Weise lebendig
werden", denkt sie. Turnierauftakt ist am Freitag, 15. August, um 18.30 Uhr. Mit dabei: ein Schmied, der die Herstellung eines traditionellen Schwerts erläutern will.
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