STADTHAGEN (bb). Für seinen Vortrag "Groß gegen Klein - Welche Chancen hat der mittelständische Einzelhandel" erntete Referent Jürgen Eversberg bei den Stadthäger Wirtschaftsgesprächen im Ratskellersaal viel Applaus. Dabei bewies der Geschäftsführer der Zeus Zentrale für Einkauf und Service, dass man das Thema durchaus humorvoll behandeln kann.
Jürgen Eversberg, Geschäftsführer Zeus Zentrale für Einkauf und Service, referiert bei den Stadthäger Wirtschaftsgesprächen über die Chancen des mittelständischen Einzelhandels.
Eversberg stellte klar, dass der kleine und mittelständische Einzelhandel sehr wohl mit dem Konzernhandel mithalten könne, wenn er sich auf seine Stärken besinne. "Nicht groß schlägt klein, sondern schnell schlägt langsam, innovativ schlägt langweilig, Service schlägt Preis", fasste der Referent schlagwortartig zusammen. Gewürzt mit zahlreichen Beispielen und witzigen Anekdoten aus der Praxis hatte er zuvor die Lage im Deutschen Einzelhandel zusammengefasst und erläutert, wo Chancen im Wettbewerb mit den Konzernen liegen.
Eversberg erklärte, dass der Konkurrenzdruck sehr hoch sei. Die Verkaufsfläche im Vergleich zur Einwohnerzahl sei in Deutschland deutlich höher als in den europäischen Nachbarländern und würde noch ausgebaut. Gleichzeitig sinke die Kaufkraft für den Einzelhandel. Handygebühren und die steigenden Ausgaben für Gesundheit, Energie und Altersversorgung würden einen zunehmenden Anteil des Einkommens der Verbraucher binden, entsprechend weniger könnten diese an der Ladentheke ausgeben.
Um so wichtiger sei es, sich im mittelständischen Einzelhandel auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Dazu zähle etwa der Service und die persönliche Nähe zum Käufer. Wer die defekte Spülmaschine auch noch um 18.30 zur Reparatur abhole und gegen ein Leihgerät austausche, werde eben auch mit besonderer Kundentreue belohnt.
Wichtig sei es, das eigene Geschäft klar zu positionieren und einige Punkte zu definieren, in denen man sich vom Wettbewerber abhebe. Ebenso entscheidend sei es etwa, auf hochqualifiziertes Personal zu setzen, das auch tatsächlich zur Kundengruppe passt. Außerdem könne man durchaus vom Konzernhandel lernen und sich bemühen, etwa Prozesse zu straffen.
Große Bedeutung besitze natürlich auch der Standort. Das gelte etwa für die Verkehrsanbindung. Zwar müsse man nicht vor den Laden fahren können, aber ein Einkaufsquartier sollte nicht weiter als drei bis fünf Minuten Fußweg von den Parkmöglichkeiten entfernt liegen.
Leerstände seien tunlichst zu vermeiden, sie würden das Bild eines Viertels oder einer Stadt empfindlich schwächen. Es sei besser für einen Immobilienbesitzer, den Mietpreis zu senken oder für eine Quartiergemeinschaft eine Quersubventionierung vorzunehmen, als Leerstände hinzunehmen.
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