LAUENAU (al). Der Erhalt zweier eigentlich schon abrißgefährderter Ackerbürgerhäuser in der Lauenauer Ortsmitte ist nicht hoch genug zu bewerten. Diese Auffassung vertreten die beiden Hausforscher Michael Meier und Wilfried Ahrens und erläuterten dies vor Mitgliedern und Gästen der Schaumburger Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB). Vor über einem Jahr hat der neue Eigentümer Karsten Dohmeyer mit der Sanierung der Gebäude in der sogenannten "Theaterecke" begonnen. "Das sieht hier zwar noch aus wie eine Bretterbude", räumte er ein. Doch der Bauingenieur erklärt sein handwerkliches Engagement als Hobby: An jedem Sonnabend und in weiteren Mußestunden macht er sich an die Arbeit. In gut einem Jahr will er in einem der beiden Gebäude eingezogen sein.
"Spannende Sache": In der Diele von Haus 13 erläutert Michael Meier (vorn) die Architektur des über 300 Jahre alten Gebäudes.
Stück für Stück geht es voran: Im Haus 11 werden die ersten Balken bereits ausgetauscht.
Jetzt hatte Dohmeyer zu einer Besichtigung und zu einem ersten Erfahrungsbericht eingeladen. "Wir buddeln uns so durch", betonte er und lud die Besucher zum Mitmachen ein. Das ließ sich IGB-Vorsitzender Manfred Röver nicht zweimal sagen: Ähnlich der früheren Praxisseminare an der Alten Schule in Soldorf könnte schon im Herbst ein erstes Lehmbauseminar angeboten werden. Dohmeyer will an der inzwischen vom Putz befreiten Fassade von Haus 13 die aus Flechtwerk, Backsteinen oder findlingähnlicher Bestückung versehenen Gefache einheitlich mit Lehmziegeln auskleiden. "Ein großes Gefach dauert viereinhalb Stunden", hat er schon selbst erlebt, "wenn 20 Leute kommen, geht das schneller".
Doch vorerst gilt Dohmeyers Interesse dem Schwellenbereich des maroden Gebäudes. Für dessen Sanierung wurden ihm bereits Zuschüsse aus EU-Mitteln und von der staatlichen Denkmalpflege signalisiert. Einzige weitere Bedingung neben seinem Eigenanteil ist eine Finanzhilfe des Fleckens Lauenau. Dohmeyer hofft, auch diese zu bekommen, um die anderen Zuwendungen nicht zu gefährden.
Röver dagegen will auf anderer Schiene Gelder locker machen. Denn die Hausforscher Meier und Ahrens haben bisher nur das Gebäude Nr. 13 untersucht und sind dabei zu bemerkenswerten Erkenntnissen gelangt. Das Objekt sei "beispiellos" im Deister-Sünteltal erklärte Meier unter anderem mit dem Hinweis auf eine zweigeschossige Küche im Seitentrakt mit Öffnung zur Diele und noch vorhandenen Feuerungsöffnungen und einem Salzfach. Zudem seien neben den noch unmittelbar aus der Bauzeit stammenden Hauptwänden Zwischenwände eingezogen worden, die kein stabilisierendes Fachwerk besitzen, sondern nur aus Staken, Geflecht und Lehm bestehen. "Das ist eine wirlich spannende Sache", wiederholte er mehrmals. Sogenannte dendrochronologische Bohrungen in Wandständern und Dachbalken bestätigten das Jahr 1684 für den Bau des Gebäudes – und damit auch die Festlegungen von Heimatforscher Karl Parisius, der die Errichtung für die Jahre nach dem großen Brand von 1682 annahm. Dass damals Häuser in Schutt und Asche gelegt worden sein müssen, hat Dohmeyer selbst im Haus 11 festgestellt: Beim Freilegen von Grundmauern stieß er auf eine deutliche Brandschicht an den Fundamenten.
Meier will nun auch die Baugeschichte des Hauses 11 untersuchen, das konstruktiv zwar viele Ähnlichkeiten mit Nr. 13 besitzt, aber fast noch authentischer erscheint. Besonders neugierig ist Meier auf die hohe Küchenlucht, die in ähnlicher Anordnung zur Diele hin offen ist und sich über zwei Geschosse erstreckt: "Wirklich einzigartig für die Region", erklärte er. Foto: al