1. Erhalt der Artenvielfalt ist wichtiges Thema

    ÖSSM resümiert über den Wert der Artenvielfalt am Steinhuder Meer

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    LANDKREIS (ste). Während in Bonn die UN-Konferenz über den Erhalt der weltweiten Artenvielfalt zu Ende geht, weist die ökologische Schutzstation Steinhuder Meer auf den Wert der Artenvielfalt "im Kleinen" hin. Thomas Brandt, wissenschaftlicher Leiter der ÖSSM, bilanziert: "Die Artenvielfalt hat in den letzten Jahren innerhalb der Schutzgebiete am Steinhuder Meer erheblich zugenommen. Außerhalb der Schutzzonen sind dagegen dramatische, negative Veränderungen zu verzeichnen." Als eine Ursache für einen erheblichen Verlust von Artenvielfalt nennt Brandt den zunehmenden Anbau von Biomasse für Biogasanlagen. "Allein in den letzten Jahren sind quadratkilometerweise Bracheflächen in Nutzung genommen worden, die zuvor wertvolle Pflanzen- und Tierbestände aufwiesen. Heute wird dort Mais oder Wintergetreide angebaut, um es in die Biogasanlagen zu fahren." Dabei sei man von dem guten Ursprungsgedanken der Biogasanlagen abgerückt. In der frühen Entwicklungsphase wollte man landwirtschaftliche Abfälle "veredeln", in dem man aus ihnen Energie gewinnt. "Nur wenige Jahre später leben wir in einer Welt, in der Weizen und Roggen noch vor der Reife geerntet und verstromt wird. Das verteuert die Lebensmittelerzeugung und geht zu Lasten der Artenvielfalt," so der Biologe.

    Die in Niedersachsen stark gefährdete Sumpfschrecke lebt am Steinhuder Meer heute fast ausschließlich in Schutzgebieten.

    Der Laubfrosch verschwand in den 70er Jahren am Steinhuder Meer. Heute ist der "König aller Amphibien" wieder in den Schutzgebieten heimisch.

    Dabei sei der Wert der Artenvielfalt auch bei uns nicht zu unterschätzen. Als Blütenbestäuber, Schädlingsbekämpfer, Recycler, Indikatoren bei Umweltverschlechterungen und nicht zuletzt als Tourismusförderer machen sich tausende von Tier- und Pflanzenarten verdient. "Artenreiche Ökosystem sind stabil und gewährleisten somit eine stete Dienstleistung, die auch für unsere Gesellschaft von einem erheblichen Wert sind." Als ein Beispiel führt Brandt die Leistungen der Blütenbestäuber auf: "Man darf nicht vergessen, dass nur ein winziger Teil der Blüten von Honigbienen bestäubt wird. Weitaus größer ist die Leistung unzähliger wildlebender Tiere wie Hummeln, Fliegen, Käfern und Schmetterlingen. Ohne deren Hilfe würde die Landwirtschaft nur Bruchteile ernten können". Dabei kommt nach Ansicht von Brandt vor allem für Kulturflächen auch die Lage in oder in Nähe zu Schutzgebieten positiv zum Tragen: "Artenreiche Schutzgebiete gewährleisten eine höhere Kontinuität bei der Bereitstellung von Blütenbestäubern und Schädlingsbekämpfern." Leider würde in dem Zusammenhang oft nur von vermeintlich negativen Effekten der Artenvielfalt gesprochen. Kormorane und wilde Gänse gerieten oft genug in das Kreuzfeuer der Fischerei oder Landwirtschaft und das nach Meinung des Biologen meist zu unrecht. Zur Freude der ÖSSM gelingt es wenigstens in den Schutzgebieten am Steinhuder Meer jedoch, eines der Ziele der UN Naturschutzkonferenz umzusetzen, und zwar die Förderung der Artenvielfalt. Beispielsweise leben Seeadler, Kraniche und Laubfrösche nach jahrzehntelanger Abwesenheit wieder am Steinhuder Meer. Viele Arten haben in ihren Beständen wieder erfreulich zugenommen, nachdem ihr Fortbestand auf der Kippe stand. Das fördere vor allem auch den Tourismus. Thomas Brandt: "Vor allem die großen Vögel wie See- und Fischadler, Silberreiher und Gänsescharen ziehen Menschen in ihren Bann."

    Foto: privat

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