APELERN (al). Merkwürdige Gegensätze erlebt die Gemeinde Apelern. Zwar geht die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe immer weiter zurück. Doch die Menge an Traktoren steigt unablässig. Das liegt am Apelerner Treckerclub (ATC), der sich vor fünf Jahren gründete. Die mehr als 40 Mitglieder besitzen zusammen wohl rund 70 betagte Schlepper. Auch die Anhängerkupplungen bleiben nicht ohne Nutzen: Unablässig steigt die Zahl der Gerätschaften wie Pflug und Gummiwagen. Ein Mitglied besitzt seit Kurzem sogar einen Mähdrescher, wie er noch in den fünfziger Jahren über das Feld gezogen wurde.
Das hätten sich Mario Kiltsch und Tobias Möller wohl nicht träumen lassen, als sie vor gut fünf Jahren ihre Liebe zu tuckernden Motoren und starkem Blech entdeckten. Der eine bekam seinen ersten "Deutz" als Gegenleistung für einen Freundschaftsdienst; der andere erfüllte sich seinen großen Wunsch mit einem Geldbetrag. Doch vor der Freude auf eine erste Ausfahrt stand viel Arbeit: Monatelang musste Kiltsch seinen Oldtimer restaurieren; und Möller verzweifelte trotz der Hilfe einiger Freunde bald an seinem geräuschlos bleibenden Besitz. Der Ehrgeiz wurde neu mit einer Abmachung geweckt: Wenn das erste "Töff-töff" erklinge, solle ein Trecker-Club aus der Taufe gehoben werden. Das war im April 2003.
Heute ist der ATC eine feste Größe im örtlichen Geschehen. Wiederholt waren die blitzblanken Schlepper Blickfang bei örtlichen Umzügen. Manchmal verabreden sich die Mitglieder zu einer gemeinsamen Ausfahrt. Dann tuckern 20 oder auch 30 Hanomag und Deutz, Güldner und Porsche hintereinander durch die Feldmark oder zu befreundeten Gruppen in der Umgebung. So wollen sie am 1. Juni die Gleichgesinnten aus dem Raum Bad Nenndorf in Ohndorf besuchen. Am 8. Juni werden sie bei Gastwirt und Klubmitglied Dirk Tegtmeier in Feggendorf zu dessen Hoffest erwartet. Und am 22. Juni ist der "Brandshof" bei Wendthagen das Ziel einer Tour entlang des Bückebergs.
Aber vor dem Vergnügen stehen erhebliche Anstrengungen. Manches alte Vehikel ähnelt eher einem Schrotthaufen als einem fahrtüchtigen Modell. Dann ist handwerkliches Geschick gefragt – und organistorisches Talent. Denn es gibt noch etliche Originalteile. Nur deren Quellen müssen sich finden lassen. "Bis zu drei Jahre", schätzt Vorsitzender Kiltsch den erforderlichen Aufwand, einen alten Trecker wieder flott zu machen. Zudem ist das Hobby kostspieliger geworden. Wegen der deutlich gestiegenen Nachfrage kosten schon defekte Schlepper in der Scheunenecke eine Stange Geld. Gleiches gilt für den Sanierungsbedarf. Nur manchmal hat jemand ein "Riesenglück". Gerade mal für "einen Kasten Bier" erhielt ein Treckerfreund eine früher im Weinbau eingesetzte Maschine. Der hier zu Lande als Exot geltende Schlepper nimmt sich wie ein Winzling neben den bekannten Treckern aus.
Manchmal trifft sich der ATC bei Klubmitglied Friedrich Bredemeier, in dessen Scheune sich viel Platz für die noch zu restaurierenden Oldtimer befindet. Und an jedem ersten Montag in einem geraden Monat ist Stammtischabend zum Fachsimpeln – bei Fritz Wichmann in Soldorf, der natürlich ebenfalls einen alten Schlepper besitzt.
Foto: al