RINTELN (km). Die Rintelner Ortsgruppe der Grünen beschäftigte sich auf ihrer letzten Sitzung mit dem geplanten neuen Baugebiet an der Kirschenallee. Einhellig kamen die Mitglieder zu dem Beschluss, die Planung abzulehnen. Ein ganzes Bündel von Argumenten spreche dagegen, kommentierte Gerhard Helmhold,
Das Baugebiet Kirschenallee würde sich nach Meinung der Rintelner Grünen "wie ein Fremdkörper in die freie Landschaft zwischen Helene-Brehm-Weg und Waldrand fressen"
Voraussichtlich werde im Jahre 2020 nahezu jeder Dritte in Niedersachsen 65 Jahre und älter, während die Rintelner Bevölkerung gemäß der Pestel-Studie insgesamt um rund sieben Prozent geschrumpft sei. Vor diesem Hintergrund sei die Ausweisung immer neuer Baulandfläche "Gift für die Stadtentwicklung", befand Helmhold.
Was jahrzehntelang durchaus funktioniert habe, nämlich die immer neue Ausweisung von Wohnbau- und Gewerbeflächen könne keine nachhaltige Antwort auf den demografischen Wandel sein: "Wir müssen in der Stadtentwicklung einen drastischen Kurswechsel einleiten - das Erlernte führt nicht mehr zum Erfolg".
So würde sich zum Beispiel das geplante Baugebiet Kirschenallee "wie ein Fremdkörper in die freie Landschaft zwischen Helene-Brehm-Weg und Waldrand fressen". Hochwertiges Ackerland ginge verloren, weitere Flächen würden versiegelt und das Landschaftsbild an einer sensiblen Stelle erheblich verändert. Vor dem Hintergrund der eingangs beschriebenen Entwicklung werde aber jedes Neubaugebiet künftig zu Leerständen im vorhandenen Wohnungsbestand, einem Verfall der Immobilienpreise und zu Unterhaltungsmängeln bei der Bausubstanz führen.
Bestätigt sehen sich die Grünen in ihrer Auffassung durch den letzten Grundstücksmarktbericht, der sinkende Immobilienpreise und eine schwierige Marktsituation ausweise. Dazu komme, dass jede neu geschaffene Infrastruktur von einer schrumpfenden Bevölkerung unterhalten werden müsse und sich damit zu einer wachsenden Belastung für den kommunalen Haushalt entwickle.
Verantwortungsvolle Kommunalpolitik müsse jedoch mit dem Bevölkerungsrückgang planvoll umgehen. Modernisierung und Umbau von Altbauten sowie die sukzessive Bebauung der nach dem städtischen Baulückenkataster in Rinteln vorhandenen 288 Baulücken seien das Gebot der Stunde, befand Gerhard Helmhold. Auch eine bauliche Nutzung größerer bereits von Bebauung umschlossener Areale mit vorhandener Infrastruktur sei noch vertretbar.
Das Argument, mit der Ausweisung neuer Wohnbauflächen ließen sich junge Familien anlocken, greift nach Auffassung der Grünen inzwischen zu kurz. "Vom eigenen Haus träumen junge Familien," so Helmhold, "nicht unbedingt jedoch vom Leben im Neubaugebiet." Ob aus Kostengründen, der Lage wegen oder aufgrund des Charmes alter Gemäuer - nach neueren Untersuchungen gebe es hier einen Trend zur Second-Hand-Immobilie, und auch die jungen Familien würden ja bekanntlich weniger. Foto: km