BECKEDORF (Ka) Mit einem offenen Brief "für ein Tempolimit 50 auf der Bundestraße 65" wandten sich die Pfarrer und Pastoren Stefan Bringer (Kath. Seelsorgeeinheit Hohnhorst-Lindhorst), Walter Hein (Selbständige ev. luth. Kirche, Rodenberg) und Falk Nisch (Ev.-luth. Kirchengemeinde Beckedorf) an die Verantwortlichen im Landkreis Schaumburg, im Straßenverkehrsamt Hameln sowie Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier und Bürgermeister Rolf Bahlmann (Beckedorf). Das jüngste totbringende Ereignis wegen zu hoher Geschwindigkeit und zur weiteren Abwendung lebensbedrohlicher Situationen auf der B 65 im Abschnitt Beckedorf veranlasste die Kirchengemeinden zur Reaktion. Nachstehender Brief ist nicht nur Bitte und Wunsch nach unbürokratischem wie auch schnellem Handeln, er ist Mahnung an die Autofahrer und richtet einen deutlichen Appell an die Verantwortlichen. Der offene Brief der Kirchengemeinden an die Verantwortlichen:
Pfarrer Stefan Bringer, Pastor Walter Hein und Pastor Falk Nisch wenden sich mit einem offenen Brief an die Verantwortlichen und fordern "Tempo 50" auf der B 65 im Abschnitt Beckedorf.
Sehr geehrte Damen und Herren, vor wenigen Wochen mussten wir leider wieder einen Menschen aus Beckedorf zu Grabe tragen, der beim Überqueren der Bundesstraße 65 überfahren wurde und später an seinen schweren Verletzungen starb. Seit 2001 ist dies der vierte Mensch, der aus unseren Gemeinden auf der B 65 im Abschnitt Beckedorf zu Tode kam. Unsere Aufgabe ist es, die Angehörigen zu trösten und Worte im Angesicht von Schrecken und Tod zu finden. Dies fällt besonders schwer, wenn die Verstorbenen ihr Leben auf einer Straße verloren haben, deren Gefährlichkeit allen Verantwortlichen seit Jahren bekannt sein müsste, für deren "Entschärfung" unseres Erachtens bisher aber zu wenig getan wurde. 55% der Einwohner Beckedorfs wohnen im sog. Oberdorf, also südlich der B 65. Alle Geschäfte, Banken, aber gerade auch Kindergarten, Grundschule und Sporthalle/-platz befinden sich jedoch im sog. Unterdorf, also nördlich der Bundesstraße. Dieser Umstand führt dazu, dass gerade Kindergartenkinder, Schulkinder und ältere Menschen die B 65 täglich überqueren müssen. Es gibt nur eine einzige Fußgängerampel am westlichen Ende des Dorfes, deren zu kurze Grünphase für die Fußgänger und die hinzukommende Gefahr durch Linksabbieger schon lange bemängelt wurde. Uns sind die Argumente bekannt, die die Verantwortlichen gegenüber einzelnen Bürgern oder der Bürgerintiative bisher vorgebracht haben, um diese Situation möglichst unverändert zu lassen: Uns ist bekannt, dass die Ortsschilder unglücklicher Weise so aufgestellt wurden, dass Beckedorf nicht als geschlossene Ortschaft betrachtet werden muss, auch wenn Ober- und Unterdorf in der Realität eng miteinander verzahnt sind. Deshalb kann der Verkehr statt mit Tempo 50 mit (nicht nur "gefühltem") Tempo 80-90 km/h durch den Ort rasen. Uns ist bekannt, dass bisher zu wenig Menschen gestorben sind, so dass die B 65 im Abschnitt Beckedorf von offizieller Seite nicht als Unfall- oder Gefahrenschwerpunkt anerkannt wird. Uns ist bekannt, dass im Zuge des B 65-Ausbaus für Beckedorf u.a. "Rettungsinseln"´geplant sind, die diejenigen Fußgänger vor dem Überfahren retten sollen, die die Ampel beim Überqueren der Straße nicht nutzen, weil es für sie wie im Falle des gerade verstorbenen Senioren einen Umweg von 1 km bedeutet hätte und zudem auf der südlichen Seite teilweise gar kein Fußgängerweg vorhanden ist. Uns ist bekannt, dass bei der Ampelschaltung eine Veränderung schon seit längerer Zeit in Aussicht steht. Die Gefahren sind also von den Verantwortlichen erkannt! Uns ist bekannt, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 50 von den Verantwortlichen im Landkreis und in den Ämtern nicht auf große Zustimmung stößt, da das "gefühlte" schnelle Erreichen der Autobahn bzw. Stadthagens dadurch um einige Sekunden eingeschränkt wäre. An einem Grab und im Angesicht der trauernden Angehörigen wirken die Sachargumente zynisch. Auf Grund der in der Realität häufig vorkommenden Straßenüberquerungen müssen wir leider mit weiteren Opfern rechnen.
Daher fordern wir die Verantwortlichen mit diesem Brief zum Handeln auf. Wir fordern: Tempo 50! Das ist nach unserem Ermessen der erste Minimalschritt in Richtung einer Gefahrenentschärfung für die Bewohner Beckedorfs. Weitere Querungshilfen und eine angemessene Ampelschaltung wären die weiteren Schritte. "Eile tötet!" Dieser Ermahnung seitens der Straßenverkehrswacht können wir uns nur anschließen. Foto: ka