LAUENAU (al). Für eine Woche hat sich der kleine Mitarbeiterstab des Lauenauer Elektromeisters Lars Ebeling um zwei Personen erweitert. Der 18-jährige Tobias und der fast gleichaltrige Rory-Kevin sind mit auf Baustellen gewesen, haben das Innenleben defekter Haushaltsgeräte bestaunt und durften unter Anleitung und Aufsicht selbst Werkzeug in die Hand nehmen, schrauben und montieren. Dabei haben die beiden Jugendlichen ein Handicap: Sie sind behindert und werden deshalb in der Tagesbildungsstätte der Lebenshilfe Stadthagen, der Schule Am Bürgerwald, betreut.
Doch weil sie nicht ewig die Schulbank drücken können, werden die beeinträchtigten jungen Menschen ebenfalls auf einen späteren beruflichen Alltag vorbereitet. Zwar wird dies in den meisten Fällen nur in einer betreuten Einrichtung möglich sein; aber sie sollen die Gelegenheit bekommen, auch Betriebe des allgemeinen Arbeitsmarkts wenigstens als Praktikanten kennenzulernen. Jedoch: Die Bereitschaft hiesiger Firmen ist dafür sehr gering.
Der Fachgruppenleiter für den Bereich Werken, Sven Rosenow, kann das durchaus verstehen. Schließlich lassen Zeit, Organisation und Kapazität kleiner Unternehmen in Handwerk oder Dienstleistung ein solches Engagement oft nicht zu. Doch es sei sehr wichtig, dass auch die Behinderten neben Schule und eigener Lehrwerkstatt das "echte" Arbeitsleben kennenlernen. Deshalb war er für das Angebot des Lauenauer Elektrobetriebs sehr dankbar: "So ein Entgegenkommen müsste es viel häufiger geben."
Die Bereitschaft von Lars Ebeling und dessen Ehefrau Susanne hat Gründe. Denn die Familie muss ihren Sohn ebenfalls in Stadthagen betreuen lassen. So spielte der zehnjährige Patrick gewissermaßen die Vermittlerrolle in dieser Angelegenheit.
Der Elektromeister hat seine Entscheidung nicht bereut. Im Gegenteil: "Ich kann nur jedem Unternehmen raten, sich für solche Praktika zur Verfügung zu stellen." Er habe selbst interessante Beobachtungen und Erfahrungen sammeln können. Aber auch für die Jugendlichen seien die Tage sehr wichtig gewesen. Denn der kleine Einblick in ein Berufsfeld zeige die eigenen Möglichkeiten und eben auch etwaige Grenzen auf.
Tobias fand sein Praktikum "einfach toll". Noch Tage später präsentierte er überall stolz das auf ihn ausgestellte Zertifikat. "Uns hat alles sehr gut gefallen", machte er sich zum Wortführer auch für Rory-Kevin. Dabei weiß er genau, dass ihm der Berufsweg eines Elektroinstallateurs wohl nie offen stehen wird. Doch als Gehilfe lasse er sich bestimmt gut einsetzen, glaubt Ebeling. Foto: al