LAUENAU (al). Unverändert heftig ist die Kritik einiger Anlieger an der "Nora"-Erweiterung. Weil aber das Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg nicht zum gewünschten Erfolg führte, hat sich mittlerweile zwischen den beiden streitenden Parteien eine intensive Korrespondenz entwickelt. Die Nachbarn würden ihre Klage zurückziehen, wenn die "Nora"-Betreiber bestimmte Änderungen des Bauvorhabens veranlassen. Anfangs umfasste der Forderungskatalog sieben Punkte.
Dem Bau einer "optisch ansprechenden Mauer" entlang der nördlichen Grundstücksgrenze, den Verzicht auf Parkplätze in diesem Bereich, einer Begrünung der neuen Fassade und entlang der Danziger Straße sowie dem Einbau von Pollern, um die Feuerwehreinfahrt von Park- und Ladevorgängen zu bewahren, wollte Heimleiter Raid El-Salmi noch zustimmen: "Die Mehrkosten von wenigstens 50.000 Euro hätte ich auch getragen." Doch die Forderungen gingen weiter: Die ohnehin als "schalldicht" vorgesehenen Fenster sollten nicht geöffnet werden können, sondern nur mit einer Zwangslüftung versehen werden. Die Scheiben im Dachgeschoss sollten nur so klein wie möglich sein, um einen Blick auf die Nachbargrundstücke zu verwehren. Zudem – so hieß es in einem ersten Schreiben – seien die Fenster ab dem zweiten Obergeschoss "in Milchglas auszuführen". Während die letztgenannte Forderung von den Anwohnern inzwischen offenbar aufgegeben worden ist, beharren diese aber auf einer geschlossenen Ausführung der Fensterelemente.
In einem dem SW vorliegenden Schreiben der Anwälte heißt es unter anderem, dass großer Wert darauf gelegt werde, "auf menschliche Emanationen (d.i. Ausstrahlung psychischer Energie, d.Red.), wie insbesondere den Hilferufen in der Nacht, verschont zu bleiben".
Desweiteren wird großen Fenstern im Obergeschoss widersprochen: "Das Gefühl im Garten beobachtet zu sein, verstärkt sich in erheblichem Ausmaß, wenn Fenster bodentief ausgeführt sind." Für El-Salmi ist damit nach eigenen Angaben das Maß voll. "Das geht doch nicht mehr gegen das Objekt", glaubt er, "die Nachbarn haben ein Problem mit alten Menschen". Schon aus Prinzip wolle er deshalb jetzt an seinem Projekt festhalten – "kompromisslos", wie er hinzufügt: Bis zum Jahresende soll das Gebäude stehen; zunächst ohne die ursprünglich gewollte Verbindung zum vorhandenen Haus. Denn nur deswegen sei die jetzt umstrittene Bebauungsplanänderung betrieben worden, da die vorgesehene Fassadenlänge die ursprünglichen planerischen Festlegungen überschritten hätte. Gleichwohl räumt der Heimleiter ein, dass die bauliche Kombination im Sinne des Personals und zum Wohl der Bewohner ist: "Dann müssen sie im Winter nicht erst einen Mantel anziehen, wenn sie in das zweite Gebäude wollen."
Bitter beklagt sich El-Salmi darüber, dass "mit den Nachbarn nicht zu reden" sei. Er habe mehrfach die Objektgegner vergeblich um ein Gespräch ersucht – auf deren Wunsch auch mit dem Anwalt. Nie sei jedoch ein Termin zustande gekommen.
Den gleichen Vorwurf erhebt indes auch eine betroffene Anwohnerin: "Er hätte mit uns doch mal reden können", beklagte sie gegenüber dem SW und berichtete gleichzeitig "von so lauten Schreien der Heimbewohner, dass wir im Sommer nicht mal auf unserer Terrasse sitzen konnten". Deshalb müsse man verstehen, warum sich die Nachbarn gegen das Vorhaben wehren.
Dem Vernehmen zählen sich vier Familien zu den unmittelbar Betroffenen. Jedoch nur eine von ihnen hat bislang das förmliche Verfahren betrieben.
Die Häuser wurden um 1995 errichtet. Damals war das heutige "Nora"-Gelände sogar noch als Gewerbegebiet ohne Einschränkung jeglicher Nutzung ausgewiesen. Heute ist es "Mischgebiet". Hinter dem Streit um den "Nora"-Anbau steckt auch die Sorge von Anliegern, dass der Wert der eigenen Immobilie gesunken sei. In mindestens einem Fall gibt es offenbar Verkaufsabsichten.
Für den Geschäftsführer drängt die Zeit nicht nur aus finanziellen Gründen: "Jede weitere Verzögerung kostet natürlich Geld." Er verweist auch auf den Bedarf. "Nora" sei nach seinen Angaben eine der am meisten ausgelasteten Einrichtungen im Kreisgebiet und eines der wenigen Häuser für Schwerstpflegefälle. Das wollte Landkreis-Pressesprecher Klaus Heimann auf SW-Anfrage zwar nicht unbedingt bestätigen. Aber er begrüßte die Absicht, das Platzangebot zum Beispiel für Demenzkranke zu erweitern: Die Nachfrage sei in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Lauenaus Gemeindedirektor Uwe Heilmann sieht für den Flecken keinen Anlass, sich in den Zwist einzumischen: "Das geht uns nichts an." Er legt aber Wert auf ein sauberes baurechtliches Verfahren. Damit könne sich der Bauausschuss in seiner nächsten Sitzung am 19. Juni beschäftigen: "Der Mangel wird geheilt." Für den formellen Fehler sieht Heilmann übrigens den Planer verantwortlich. Möglicherweise kommt auf diesen ein Regressverfahren zu. Foto: al