1. Wechselspiel der Gefühle

    Gedenkveranstaltung zur Einweihung der Synagoge vor 150 Jahren

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    STADTHAGEN (mr). Die Synagoge wird wieder in einen würdigen Zustand versetzt. "Zwar spät, aber besser als gar nicht". Mit diesen Worten leitete Dr. Klaus Pönnighaus am vergangenen Montagabend in die öffentliche Gedenkveranstaltung ein. Am 5. Mai 1858 wurde die Synagoge in Stadthagen eingeweiht. Leider sei die Predigt des Rabbiners Dr. Hermann Joel bisher nicht auffindbar, berichtete Jürgen Lingner, der als Leiter des Arbeitskreises "Juden in Stadthagen" einen Rückblick auf die Geschichte der Synagoge, das Leben der Juden in Stadthagen und jüdische Persönlichkeiten gab. Bis zu dem brutalen Einschnitt 1933, der in der Reichspogromnacht 1938 gipfelte, lebten Juden und Christen in Stadthagen "einigermaßen friedlich und ohne große Konflikte" zusammen, nimmt Lingner an, Hochzeiten zwischen Christen und Juden sprechen dafür. Wenn auch oftmals ohne Rabbiner - die jüdische Gemeinde bestand bis 1938. Seitdem gibt es keine jüdische Gemeinde mehr in Stadthagen, schloss Lingner seine Rechercheergebnisse.

    Unvergleichliche Musik: Die Gruppe "The Klezmen" mit Albrecht Dude (v. li.), Sven Behne und Michael Glüer beeindruckt.

    Mit der Information, dass die ehemalige Synagoge vom Eigentümer nicht mehr als Lagerfläche benötigt wird, setzte sich ein Prozess in Gang, den Hasso Neumann letztes Jahr "zum Schwingen brachte", formulierte Bürgermeister Bernd Hellmann und gab einen Überblick über die aktuelle Entwicklung bis hin zum Ratsbeschluss, die ehemalige Synagoge zu einem Gedenk-, Dokumentations- und Lernort sowie Knotenpunkt des Netzwerks der Erinnerung auszugestalten. Er appellierte eindringlich an das bürgerliche Engagement, einen Beitrag - "in welcher Art auch immer" - im Erinnerungsprozess zu leisten.

    Symbolisch leistet der siebenarmige Leuchter einen wichtigen Beitrag. Die offizielle Übergabe der Menorah am 9. November an die jüdische Gemeinde soll ihnen bildhaft die Bürgerrechte zurückgeben. Neumann las einen Brief von Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, vor, in dem sie die Menorah als eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums bestätigte. Gern würde sie an der Eröffnungsfeier der Synagoge teilnehmen. Wann die Sanierung abgeschlossen sein wird, steht noch nicht fest. Sicher ist, dass die Menorah dann ihren Platz in der Synagoge erhalten wird. So nachdenklich, traurig, fröhlich wie die Worte, die an dem Abend fielen, war auch die Begleitmusik: Die Gruppe "The Klezmen" aus Wunstorf drückte mit Violine, Gitarre, Violoncello Melancholie, Trauer und Frohsinn aus, "sprach" durch das Wechselspiel der Instrumente miteinander und beeindruckte mit ihren intensiven und individuellen Melodien sicherlich alle Besucher in der voll besetzten St. Martini-Kirche. Foto: mr

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