STADTHAGEN (bb). Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier, der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Gunter Feuerbach, der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy und die Verdi-Gesundheitsexpertin Elke Nobel haben sich während der Diskussionsrunde beim DGB-Maifest in Stadthagen mit der Zukunft des Klinikums Schaumburg und des öffentlichen Gesundheitswesens auseinandergesetzt. Schöttelndreier und Feuerbach hielten fest, dass die Krankenhäuser in Schaumburg in der bisher bekannten Form nicht mehr finanzierbar seien und deshalb eine grundsätzliche Neuorganisation erfolgen müsse.
Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier (li.) und der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy während der Diskussion über die Zukunft des Klinikums Schaumburg.
Elke Nobel, Gesundheitsexpertin von Verdi, (li.) und der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Gunter Feuerbach vertreten die Standpunkte ihrer Organisationen.
Zahlreiche Zuhörer verfolgen die ausführliche Diskussion.
Schöttelndreier wies daraufhin, dass das steigende Defizit des Klinikums Schaumburg bisher mit Mitteln des Kreishaushaltes ausgeglichen worden sei. "Das geht jetzt nicht mehr. Schließlich ist der Haushalt mittlerweile defizitär", hielt der Landrat fest.
Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Gunter Feuerbach erklärte mit Blick auf die anstehende Neuorganisation, dass der komplette Verkauf an einen privaten Träger die schlechteste Lösung wäre. Er favorisiere die Einbindung eines privaten Partners. So könne der Landkreis weiterhin Einfluss auf die Entwicklung des Krankenauswesens in Schaumburg nehmen.
Schöttelndreier und Feuerbach wiesen daraufhin, dass mit einer Bündelung der Standorte Stadthagen, Rinteln und Bückeburg die Chance verbunden wäre "in eine höhere Liga aufzusteigen". Dies würde eine nötige Schwerpunktsetzung und Auslastung ermöglichen.
In diesem Fall sei der Neubau eines Klinikums ein interessantes Modell. Mit einem gut abgestimmten Nachnutzungskonzept für die anderen Standorte ließe sich dann die Anzahl der Arbeitsplätze im Pflege- und Gesundheitsbereich im Landkreis zumindest auf jetzigem Niveau halten, wenn nicht erhöhen, so Schöttelndreier. Jeder privatwirtschaftliche Partner oder Käufer des Klinikums müsse zusagen, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.
Elke Nobel von Verdi erklärte, dass das Gesundheitssystem insgesamt unterfinanziert sei. Die Deckelung der Krankenhausbudgets müsse abgeschafft werden. Der Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy argumentierte dagegen, dass man von einer allgemeinen Unterfinanzierung der Krankenhäuser in Deutschland nicht sprechen könne. Immerhin erwirtschafteten etwa 70 Prozent der Kliniken in der Republik Überschüsse oder wiesen einen ausgeglichenen Haushalt aus. Grundsätzlich sei eine Entwicklung sinnvoll, die eine wohnortnahe Erstversorgung erlaube, aber spezielle Behandlungen in Zentren konzentriere.
So müsse es gelingen, eine höhere Effizienz zu erreichen. "Immerhin müssen die Gelder von den Bürgern über Beiträge erwirtschaftet werden", hob Edathy hervor.Foto: bb