1. "Man kommt aus dem Staunen nicht heraus"

    Moderatoren des de-Vries-Symposiums informieren über Arbeitsergebnisse des internationalen Treffens in Stadthagen / Einmaligkeit hervorgehoben

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Rund 200 Gäste sind der Einladung der Schaumburger Landschaft und des Vereins "Renaissance Stadthagen" gefolgt, sich in der St. Martini-Kirche über die Ergebnisse des dreitägigen Adriaen-de-Vries-Symposiums zu informieren. Die Moderatoren des Symposiums, Doktor Dorothea Diemer und Professor Lars-Olof Larsson verdeutlichten, dass besonders die Plastiken im Stadthäger Mausoleum einen außerordentlichen künstlerischen Wert haben. "Das Werk in Stadthagen besitzt eine enorme Eigenständigkeit. Es gibt für diese Szene in der europäischen Kunstgeschichte kein Vorbild", hielt Dorothea Diemer fest.

    Wissenschaftler verschiedener Nationen aus ganz Europa und aus Übersee hatten während des dreitägigen Symposiums in Schaumburg ihre Erkenntnisse über den niederländischen Bildhauer zusammengetragen, der in der Frühen Neuzeit Skulpturen für Fürsten, reiche Städte und den Kaiser schuf. Auch Fürst Ernst von Holstein-Schaumburg leistete sich mehrere Arbeiten von de Vries, so die Auferstehungsszene in seinem Mausoleum in der St. Martini-Kirche, das Taufbecken in der Bückeburger Stadtkirche und zwei Skulpturen für den Schlosspark. Dass der kunstliebende Fürst mit dem Engagement von de Vries ein glückliches Händchen bewies, unterstrichen Lars-Olof Larsson und Dorothea Diemer jetzt noch einmal in ihrem Vortrag. Die Teilnehmer des Symposiums seien sich über den außerordentlichen Stellenwert des niederländischen Bildhauers in der europäischen Kunstgeschichte einig gewesen. Die von de Vries mit den Bronzeplastiken im Mausoleum geschaffene Auferstehungsszene sei damals etwas gänzlich Neues gewesen. Zuvor habe es lediglich Reliefdarstellungen der Auferstehung gegeben.

    Lars-Olof Larsson wies auf die Dynamik und Lebendigkeit der Skulpturen sowie auf die Präzision bis in die kleinsten Feinheiten hin. Gemeinsam mit seiner Kollegin betonte er, dass damals überhaupt nur eine Handvoll Künstler in Europa die Technik zum Guss von lebensgroßen Bronzefiguren beherrscht hätten. Sowohl in künstlerischer als auch in technischer Hinsicht sei de Vries jedoch unerreicht geblieben. Er habe mit der für seine Arbeit optimalen Legierung gearbeitet. Wie er diese gefunden habe, darauf wüssten auch die Fachleute keine Antwort. Der Künstler habe seine Gussformen so perfekt modelliert, dass kaum Nacharbeiten mit Feile oder anderen Werkzeugen nötig waren. "Man kommt aus dem Staunen nicht heraus", hielt Larsson fest, wenn man die exakte Ausführung von de Vries Werken betrachte. "Das könnte heute niemand mehr", fuhr Larsson fort, trotz allen technischen Fortschritts. Das Symposium habe auch wichtige Erkenntnisse über das günstigste Verfahren zur Restauration geliefert. So empfahlen die Fachleute die dunkle Korrosionsschicht auf den Figuren nicht anzutasten. Stattdessen sollen die Skulpturen mit Wachs bearbeitet werden, um die Bronze vor Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen zu schützen.

    Larsson verwies darauf, dass die Plastiken in Bückeburg und Stadthagen die einzigen Werke de Vries seien, die nahezu unangetastet an ihrem ursprünglichen Standort geblieben seien. Oft genug hatten die Kunstwerke in anderen Städten die Begehrlichkeiten durchziehender Heere geweckt, und seien als Kriegsbeute verschleppt worden. Die Schaumburger Landschaft und der Förderverein Renaissance Stadthagen hatten das Symposium über Adriaen de Vries in Schaumburg organisiert, unterstützt durch die Stiftung und das Land Niedersachsen. Wichtige Erkenntnisse über die Arbeitstechnik, das Leben und das Werk de Vries wurden zusammengetragen und im Austausch neu bewertet. Udo Jobst, Vorsitzender des Fördervereins, und Sigmund Graf Adelmann von der Schaumburger Landschaft erklärten, dass die Veranstaltung sehr erfolgreich gewesen sei. Das Fachpublikum aus aller Welt habe sich begeistert gezeigt. Foto: bb

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