HÜLSHAGEN (ih). Verschlafen sei es, nichts los, sagen die Einen. Beschaulich und ursprünglich die Anderen. Dass es ein kultureller Schatz ist, wissen die Wenigsten. Hülshagen ist eines der letzten wirklich erkennbaren Hagenhufendörfer Schaumburgs.
Entlang der Hülse ziehen sich die Höfe und Äcker. Hecken begrenzen die alten Hofstellen, Sandsteinbrücken überspannen den Bach.
In der vergangenen Woche lud der Landsommer zu einem Spaziergang durch Hülshagen ein. Unter der Überschrift "Hagenhufendörfer, Hollandgänger, Heringsfänger" eröffnete Wilfried Block den Besuchern die Dorfwelt abseits der Hauptstraßen. Ursprünglich kommen die Hagenhufendörfer von den 7 freien Hagen. Die Dörfer konnten ihre eigene Gerichtsbarkeit abhalten. Davon zeugt noch heute der Probsthäger Bauerntag.
Das Wort Hagenhufendorf setzt sich aus zwei Worten zusammen. Ein Hagen ist schlicht eine Hecke, die damals die Hofstellen voneinander trennte. Eine Hufe war die Landeinheit, die heute circa 7 bis 8 Hektar umfasst.
Das Hagenhufendorf entstand bereits im Mittelalter. Sie waren die Kornkammern für die Städte. Denn Graf Adolf hatte kurz hintereinander Stadthagen, Bückeburg und Hessisch Oldendorf gegründet.
Gleichzeitig ließ er den Schaumburger Wald entlang einiger Bäche roden und gab den Bauern die Hufe. Noch heute sind neben Hülshagen auch in Vornhagen und Lüdersfeld diese alten Strukturen erkennbar. Wilfried Block sensibilisierte seine Gäste, sich umzuschauen. Viele Dörfer wie Lauenhagen und auch Niedernwöhren hätten diese ursprüngliche Struktur gehabt, doch "man hat das Kleinod verscherbelt". Durch Neubaugebiete und Abriss der Höfe sei die alte Struktur nicht mehr erkennbar.
Im Lauenhäger Bauernhaus zeigte Block viele Details des Herzstücks eines Hofes. Denn in den Häusern lebten Menschen und Tiere eng zusammen, gab es keine Trennung von Arbeit und Privatleben. Die Pferdeknechte schliefen auf dem Boden über den Pferdeställen. Sie waren für das Wohl der Tiere verantwortlich, auch in der Nacht. Die Mägde hingegen schliefen in einer kleinen Kammer. Das winzige Fenster sei damals vergittert gewesen, erklärte Block. Vermutlich eine mehr oder weniger effektive Verhütungsmethode. Am Sonnabend, dem 5. Juli lädt Wilfried Block erneut ein, Bauernhaus, Dorf und Heringsfängerkultur kennenzulernen.
Ab 15 Uhr gibt es Informationen, Anekdoten und köstliche Butterkuchen rund um das Lauenhäger Bauernhaus. Anmeldungen bei Wilfried Block sind unter 05721/8982187 erwünscht.
Weitere architektonische Besonderheiten zeigte Block auf dem Spaziergang zum Hof Hülshagen eins. Zwar ist es auf den ersten Blick windschief, löchrig und verfallen, doch die Substanz sei gut, Besonders wertvoll sei die Auswölbung des Giebels, die sogenannte Schaumburger Mütze. In den nächsten Jahren wird das alte Haus wieder auf Vordermann gebracht.
Erst kürzlich wurde es in die LEADER-Förderung aufgenommen und macht sicher in den nächsten Jahren immer wieder von sich Reden. Auch die Hagenhufendörfer an sich stehen auf der LEADER-Liste. Offenbar hat die Arbeitsgruppe erkannt, dass große Schätze vor den Toren der Städte schlummern. Foto: ih