BAD EILSEN (hb/m). Am Samstag, 26. April, begeht die Bad Eilser Tschernobyl-Hilfe den 22. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl. "Von der damaligen Sowjetunion wurde der Unfall zunächst verleugnet, danach verharmlost", so Fritz Winkelhake und Ingmar Everding, die Sprecher der Arbeitsgemeinschaft "Den Kindern von Tschernobyl" der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Eilsen.
Der Kammerchor Cantemus gibt ein Benefizkonzert in der Christuskirche.
Die westliche Atomlobby habe sich dieser Verharmlosung angeschlossen. Bis heute würden in aller Welt die medizinischen, sozialen, psychologischen und wirtschaftlichen Folgen widersprüchlich behandelt. Die weißrussische Regierung habe erst kürzlich viele finanzielle Vergünstigungen für die betroffenen Menschen in den stark verstrahlten Gebieten nördlich von Tschernobyl gestrichen. Auch die vom Westen zugesagten Finanzen zur Sicherung der bröckelnden Betonhaube über dem havarierten Reaktor kommen nicht an. "Die Welt vergisst die leidenden Menschen in der Tschernobyl-Region", so der Eindruck von Fritz Winkelhake.
Die Gruppe der Tschernobyl-Helfer aus der evangelischen Kirchengemeinde Bad Eilsen kennt die Situation in Weißrussland sehr genau. Zurzeit werden 25 Familien mit krebskranken Kindern betreut. Die Erkrankungen an den Folgen des Reaktorunfalles im Jahr 1986 nehmen immer noch zu. Die Armut der meist auf dem Land lebenden betroffenen Familien erschwere es, vitaminreiche Nahrung sicherzustellen, gute Medikamente über längere Zeit zahlen und den Kindern wenigstens ab und zu eine besondere Freude machen zu können.
Im Patendorf Swonez leben 32 Familien, die regelmäßig unterstützt werden müssten. Schule, Kindergarten, Ärztestation und Krankenhaus erhoffen auch Hilfe aus Bad Eilsen. "Die Bewohner des Patendorfes haben überhaupt keine Zukunftsperspektive", weiß Everding von seinen Besuchen. Niemand werde im Dorf investieren, denn die Gegend sei "auf immer verstrahlt". Die Bad Eilser erwarten am 21. Mai wieder 15 Kinder aus ihrem Patengebiet mit ihrer Lehrerin zur Erholung in hiesigen Familien. Diese Erholungsmaßnahmen stärken das Immunsystem der Kinder, das durch die Verstrahlung geschwächt ist.
Am Samstag, 26. April, beginnt um 18 Uhr in der Christuskirche Bad Eilsen ein Benefizkonzert der besonderen Art.
Der Bückeburger Kammerchor Cantemus konnte für einen Auftritt gewonnen werden. In der Pause werden Briefe und Gedichte weißrussischer Kinder vorgetragen. Eine kleine Ausstellung informiert über die Arbeit der Bad Eilser Tschernobyl-Hilfe.
Den musikalischen Leckerbissen "Cantemus" sollte sich kein Schaumburger Musikfreund entgehen lassen. Der Eintritt ist frei; um Spenden wird gebeten.
Foto: pr