1. Der "stille" Protest ist nicht zu überhören

    Schulelternrat sammelt 300 Unterschriften/Ausbau der Pausenhalle vertagt

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    AUETAL-REHREN (tt). Das war Frauen-Power pur, als zur gemeinsamen Sitzung des Schul- und Bauausschusses der Gemeinde Auetal mehr als 30 Vertreterinnen des Schulvorstandes und des Fördervereins der Grundschule anwesend waren, um ihre Forderung zum Ausbau der Pausenhalle zum Ausdruck zu bringen. Zu Beginn der Sitzung hatte die Vorsitzende des Schulvorstandes, Ulrike Hohmeyer, Auetals Bürgermeister Thomas Priemer eine Liste mit mehr als 300 Unterschriften überreicht, die sich für einen Ausbau der offenen Pausenhalle aussprechen. An der Diskussion in den Ausschüssen durften sich die Besucher nicht beteiligen, weil dies nach dem Niedersächsischen Landesgesetz in einer öffentlichen Sitzung nicht erlaubt ist. Doch allein die Präsenz reichte aus, dass sich die Fraktionsmitglieder aus SPD/Grüne, CDU und WGA noch einmal eingehend mit dem Thema beschäftigten, obwohl die Entscheidung schon längst gefallen war.

    Der Verwaltungsrat der Gemeinde Auetal hatte in seiner Sitzung vom 3. September 2007 die Einrichtung einer Ganztagsschule mit dem neuen Schuljahr im Sommer 2008 beschlossen. Dieser Beschluss wurde vom Rat der Gemeinde am 10. September 2007 bestätigt. Es begann die Planungsphase, in der der Ausbau des derzeitigen Musikraumes zur Mensa vorgesehen war, um den Kindern die gemeinsame Einnahme der Mittagsmahlzeit zu ermöglichen.

    Kosten für die Ausbaumaßnahmen wurden in Höhe von 47.000 Euro ermittelt. Nachdem sich der Schulvorstand in der Grundschule in Rinteln-Süd die Nachmittagsbetreuung angesehen und Gespräche mit dem dortigen Schulleiter geführt hat, kam es zum Sinneswandel. Der Schulvorstand, Schulleiter Carl Gundlach und auch das Kollegium lehnen in einem Schreiben an die Gemeinde und die Mitglieder des Rates die bisherige Planung ab. Sie begründen ihre Bedenken damit, dass die vorhandenen Räumlichkeiten in der Schule für Schülerzahlen von bis zu 100 Kindern in der Nachmittagsbetreuung nicht ausreichend sind. Nach dem Umbau des Musikraumes zur Mensa und der Einrichtung einer Schüler-Bücherei würden zwei der bisher genutzten vier Räume wegfallen. Die vorhandenen Klassenräume kommen aus Sicht des Schulvorstandes nicht in Betracht. "Dies sei", so der Schulleiter "im Konzept für die Ganztagsschule nicht vorgesehen" und auch seine Vertreterin Heike Rzepka erläuterte den Politikern die Gründe dafür. "Der Klassenraum ist für die Schüler ein wichtiger Lebensraum, zudem bewahren sie hier persönliche Dinge auf. Lehrer benötigen den Raum zur Vor- und Nachbearbeitung des Unterrichts". Mit dem Ausbau der 140 Quadratmeter großen Pausenhalle und den verbleibenden zwei Betreuungsräumen hätte die Schule genügend Raum für eine ausreichende Betreuung der zu erwartenden Schülerzahlen. Der Schulvorstand weist ferner darauf hin, dass auf den geplanten Umbau des Musikraumes verzichtet werden kann, weil die Essensausgabe etappenweise erfolgen soll. Der dafür erforderliche Platz reiche im heutigen Musikraum aus. Vor Ort in der Pausenhalle erläuterte Architekt und Bauamtsleiter Friedhelm Liwack den Ausschussmitgliedern die baulichen Maßnahmen, die nicht unerheblich sind. "Wir haben es hier schließlich mit einem Schulgebäude zu tun und müssen daher hohe Brand- und Sicherheitsschutzmaßnahmen sowie die Wärmeverordnung berücksichtigen", machte Liwack deutlich und bezifferte die angebotenen Eigenleistungen der Eltern mit lediglich 20 Prozent. Für den Ausbau der Pausenhalle errechnet der Bauamtsleiter Gesamtkosten in Höhe von 108.000 Euro. Schulleiter Carl Gundlach macht eine andere Rechnung auf. "Spart man die Kosten für den Umbau der Mensa und errechnet die Kosten, die durch Heizung aller Klassenräume entstehen, bleibt rein rechnerisch vielleicht noch ein Betrag von weniger als 30.000 Euro übrig, wenn die Eigenleistungen mit einbezogen werden. Dieser Betrag sollte uns die Betreuung der Kinder Wert sein", appelliert der Schulleiter an die Ausschussmitglieder. Die SPD-Fraktion, die sich darauf beruft, die Ganztagsschule angeschoben zu haben, hält die vorhandenen Räumlichkeiten für ausreichend. "In anderen Schulen werden Klassenräume für die Nachmittagsbetreuung auch genutzt", macht Ursula Sapia deutlich und verweist wie Andreas Watermann auf die sinkenden Schülerzahlen in den nächsten Jahren. Siegbert Held von der WGA zeigte für die Wünsche der Grundschule zwar Verständnis, weil er selbst an einer Grundschule in Minden tätig ist, die schon lange als Ganztagsschule arbeitet, meint aber auch, dass bei einem vernünftigen Konzept auch Klassenräume für die Betreuung herangezogen werden können.

    Er bot dem Schulvorstand und der Schulleitung an, sich die "Funktionsräume" an seiner Schule anzusehen. Heinrich-Jürgen Ebeling von der CDU nahm am Ende der Beratung beider Ausschüsse die Erkenntnis mit, dass man sich wohl noch einmal in den Gremien zusammen setzten muß, um nach einer Lösung zu suchen. Erst im Mai kommen der Rat und der Verwaltungsausschuss zu ihren nächsten Sitzungen zusammen. Zu spät, um noch rechtzeitig vor der Einführung der Ganztagsschule ein tragbares Konzept entwickelt zu haben. Selbst bei einem Umschwenken zur Forderung des Schulvorstandes muß erst noch ein Bauantrag gestellt und beim Landkreis Schaumburg eingereicht werden. Foto: tt

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