RODENBERG (al). Hinter dem Rodenberger Fremdenverkehrsverein (FVV) liegt ein schwieriges Jahr. Es stürmte gewaltig durch den Bürgerpark mit erheblichen finanziellen Folgen. Dann wankten auch noch die Grundsätze, für die sich die Gemeinschaft vor über hundert Jahren überhaupt gegründet hatte: Eine neue Satzung sollte zum weiteren Erhalt der Gemeinnützigkeit formuliert werden. Sie beschränkt sich künftig auf Bürgerpark, Stadtbild-Verschönerung, Blumenschmuckwettbewerb und das Engagement für ein Waldklassenzimmer. Die Fremdenverkehrsförderung wird auf Drängen des Finanzamts nicht mehr erwähnt.
Gerhard Stille und Ehefrau Ingrid nach dessen Auszeichnung zur 50jährigen Mitgliedschaft mit dem Vorsitzenden Friedrich Hardekopf (Mitte).
Blumen für Mechthild Hoffmann: Die Anliegerin ist wichtige Informantin für den Vorstand bei Vorfällen im Bürgerpark.
Trotzdem stimmten die Mitglieder in der Jahreshauptversammlung der neuen Vorschrift einmütig zu. Auch über den Vereinsnamen wurde nicht diskutiert. Erst nach der Sitzung teilte Vorsitzender Friedrich Hardekopf mit, dass eine Änderung in "Verschönerungsverein" diskutiert worden sei. Der Vorstand habe es jedoch bei der vertrauten Bezeichnung belassen: "Das hat sich in Rodenberg doch so eingeprägt."
Und damit lässt sich offenbar auch erfolgreich Werbung in eigener Sache machen: Stolz berichtete Hardekopf von einem neuen Rekord. 450 Personen zahlen die nur elf Euro Beitrag im Jahr. Damit hat sich seit 1996 die Mitgliederzahlf fast vervierfacht.
"Das war auch gut so", befand Kassenwart Günter Pientka, weil der Verein damit auch finanziell das Sturmjahr gut überstanden hat. Denn trotz kostspieliger Räumungs- und Aufforstungsarbeiten blieb die Kasse liquide: "Das Finanzamt kann sich freuen", grinste er, "das Beitragsaufkommen ist zweckentsprechend verwendet worden. Wir haben keinen Überschuss erzielt."
Dennoch blieb die Bilanz bitter: "Wir hatten den größten Waldschaden in unserer Vereinsgeschichte", klagte Hardekopf, der nach eigenen Angaben allein über 200 Stunden mit Waldarbeiten verbrachte. Rund 50 entwurzelte Bäume nach dem Sturm "Kyrill", 30 nach dem Orkan "Emma". Dabei hat die letzte Naturkatastrophe für echten Frust bei den Helfern um den Vorsitzenden gesorgt: "Wir waren doch gerade mit den letzten Arbeiten fertig." Deshalb folgt jetzt ein rigoroser Schwenk: Statt Fichten erhalten künftig nur noch standortgerechte Laubbäume einen neuen Platz.
Dabei wollte der FVV sich eigentlich auf ganz anderen Feldern engagieren. Zum Beispiel mit weiteren Ruhebänken. Vier Sitzgelegenheiten sind dennoch im letzten Jahr aufgestellt worden, darunter eine auf dem Waldweg nach Algesdorf. Das ist den inzwischen rund 20 Mitgliedern zu verdanken, die im kleineren Rodenberger Stadtteil wohnen. Im laufenden Jahr stehen 1500 Euro für neue Bänke oder für Reparaturen der vorhandenen zur Verfügung.
Hardekopf dankte der Anliegerin Mechthild Hoffmann mit einem Blumenstrauß für deren Aufmerksamkeit. Immer wenn im Vereinswald Bäume umfallen oder "Kinder Dummheiten macheN", informiere sie den Vorstand. Ausdauer ganz anderer Art bewies der frühere Rodenberger Bürgermeister Gerhard Stille. Ihm wurde mit Urkunde, Präsent und einigen Bildern für dessen 50-jährige Mitgliedschaft gedankt.
Für die kommenden Monate kündigte der FVV eine Reihe schon aus den Vorjahren bekannter Vorhaben an. Ein Termin wird zu den örtlichen "Wochen des Kindes" beigesteuert. Fest eingeplant sind das beliebte Sommerfest im Hof des Gasthauses Callier und eine Bürgerparkbegehung. Der Blumenschmuckwettbewerb erlebt seine 44. Auflage. Sehr gehrt würde der FVV auch noch einen Baumlehrpfad durch den Bürgerpark anlegen. Er könnte das vorhandene Waldklassenzimmer ergänzen und junge Menschen durch weitere botanische Informationen fördern. Foto: al