1. Letzte Fahrt auf der Extertalbahn

    Fahrraddraisinen sind jetzt die einzigen Nutzer / Strecke wird verlängert

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    RINTELN/BÖSINGFELD (ste). Mit Wirkung vom 1. November ist der Nordabschnitt der Extertalbahn zwischen dem Bahnhof Bösingfeld und dem Güterbahnhof im Industriegebiet Rinteln-Süd (Exten) als öffentliche Eisenbahn stillgelegt worden. Letztmals im Jahre 2001 verkehrten hier Güterzüge der Verkehrsbetriebe Extertal zum Getreidelager; Stahlplatten zum Brennbetrieb SBS wurden 2000 zum letzten Mal zugestellt. Bereits 2002 erfuhr die Strecke daher eine neue, zusätzliche Nutzung: Seither verkehren zwischen Rinteln-Süd und Alverdissen die Fahrraddraisinen.

    Noch bis 2004 fuhren an einigen wenigen Tagen statt der Draisinen auch die Museumszüge vom Freundeskreis der Extertalbahn. Danach verständigten sich Draisinenbetreiber und Eisenbahnfreunde auf eine neue Arbeitsteilung: Der mehrfache Diebstahl kupferner Fahrleitung brachte die Museumszugfahrten mit der historischen Elektrolok zum Erliegen, sodass zwischen Rinteln-Süd und Bösingfeld der Bahnbetrieb auch faktisch eingestellt wurde. Erst ab Bösingfeld fuhren die Züge im Wechsel mit der Draisine und zusätzlich mit einem kombinierten Angebot: Draisinefahrer können an den Betriebstagen der Museumsbahn im Bahnhof Bösingfeld in den Zug umsteigen. Ohne Museumsbahn und nach Schließung des Getreidelagers auch ohne Aussicht auf Güterkunden mit Massenpotential wurde der weitere betriebsbereite Vorhalt der Eisenbahnlinie für die Verkehrsbetriebe Extertal vollends unwirtschaftlich. Die zerstörte Fahrleitung wurde bereits nicht wieder aufgebaut. Mit den Expansionsplänen der Firma Richard Hartinger (Wesergold) kam dann das endgültige Aus für die Strecke. Bereits im Sommer 2007 wurde das Industriestammgleis stillgelegt und teilweise überbaut, seit Oktober 2007 wurde dann der Güterbahnhof Rinteln-Süd demontiert . Die Eisenbahnfreunde demontierten für ihre Museumsbahn, die jetzt von Bösingfeld aus nur noch in südwestlicher Richtung nach Alverdissen, Barntrup und Dörentrup führt, mehrere Weichen, Gleismaterial und Fahrleitungsmasten. In rein ehrenamtlicher Arbeit an den Wochenenden im Januar und gestützt auf einige Rentner und Urlauber sogar unter der Woche wurde dieses Material abgebaut und für das verbleibende Draisinengleis teilweise Schienen neu verlegt. Am 31. März verkehrte nun der definitiv letzte Eisenbahnzug nach Rinteln-Süd. Der Arbeitstriebwagen verlud die letzten Masten und demontierte bei dieser Gelegenheit Signalanlagen und Bahnübergangstechnik entlang der Strecke. Viele Eisenbahnfreunde sehen die Entwicklung sehr zwiespältig, wie etwa Jochen Brunsiek, der Pressesprecher der Museumseisenbahner. Einerseits geht erneut ein Stück Infrastruktur verloren, welches gerade in Zeiten steigender Energiekosten und des drohenden Verkehrskollaps gut überdacht sein will. Andererseits sorgt die Draisinenbahn immerhin dafür, dass die Trasse bis Rinteln-Süd nicht anderweitig überbaut werden wird. Außerdem ist die Kooperation zwischen Draisine und Museumsbahn erfolgreich. Die Museumsbahner werden das Angebot historischer Züge über Barntrup hinaus in Richtung Dörentrup und Lemgo verlängern. Foto: privat

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