1. Diabetikerbund wehrt sich gegen Verordnungsverbot

    Analoginsuline aus Kostengründen nicht mehr auf Rezept? / Demonstration in Berlin

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    LUHDEN (hb/m). Mitglieder des Deutschen Diabetikerbundes (DDB), Bezirksverband Schaumburg, haben in Berlin gemeinsam mit anderen Diabetikern aus ganz Deutschland vor dem Bundesgesundheitsministerium protestiert, weil moderne Analoginsuline Diabetikern Typ-1 aus Ersparnisgründen bald nicht mehr auf Rezept verordnet werden sollen. "Eine unvorstellbare Maßnahme für viele Mitglieder der Diabetiker-Selbsthilfegruppen in Rinteln, Bückeburg und Bad Nenndorf, die sich seit etwa zehn Jahren mit diesen Insulinen nach internationalem Standard behandeln", betonte die Bezirksvorsitzende Heide Slawitschek-Mulle aus Luhden gegenüber der Presse.

    Die schnell wirksamen Analoginsuline ermöglichen, so Slawitschek-Mulle, eine deutlich bessere Stoffwechseleinstellung mit wesentlich weniger Folgekrankheiten wie Erblindung, Nierenversagen, Amputationen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und darüber hinaus bedeuten sie mehr Lebensqualität an jedem Tag. Ihre Wirkung setze sofort nach dem Spritzen ein und nicht erst eine halbe Stunde danach, wie bei den herkömmlichen Insulinen.

    Menschen mit Diabetes müssten bei der Behandlung mit Analoginsulin nicht schon eine halbe Stunde vorher exakt wissen, wie viel Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis, Joghurt oder wie viel Obst, Kuchen, Eis, Schokolade sie, aufs Gramm genau, essen wollen. Sie können direkt vor, während oder nach dem Essen spritzen, wenn sie wissen, wie viel und was sie gegessen haben.

    Diese Möglichkeit ist besonders wichtig bei kleinen Kindern und alten Menschen, die sehr unregelmäßig essen sowie auch für Berufstätige, die keinen genauen Zeitplan einhalten können. Eine Ablenkung oder eine spontane Änderung des vorgesehenen Tagesablaufs seien mit Analoginsulin für Menschen mit Diabetes kein Problem, da Hunger und Appetit nicht schon eine halbe Stunde vor dem Essen exakt bekannt sein müssen.

    Das vom Gemeinsamen Bundesausschuss als Gesetzesvorlage eingebrachte "Aus" kann nur noch, so die Vorsitzende des DDB-Bezirksverbandes Schaumburg, durch eine politische Entscheidung im Bundesgesundheitsministerium gestoppt werden. Um Unterstützung wurde auch der Schaumburger Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy gebeten. Heide Slawitschek-Mulle überreichte ihm ein Schreiben, in dem sie die Bedeutung der modernen Analoginsuline und die einschneidenden Folgen ihres drohenden "Aus" beschrieben werden.

    "Menschen mit Diabetes, die ohnehin in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind, hoffen darauf, dass Einsparungen im Gesundheitswesen nicht bei notwendigen, nachweislich sinnvollen Medikamenten beginnen, die in ganz Europa ausnahmslos gang und gäbe sind", meint Slawitschek-Mulle.

    Wenn diese Gesetzesvorlage durch die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt genehmigt werde, sei Deutschland das einzige Land in Europa, das Diabetikern Typ-1 die Behandlung mit Analoginsulinen verweigere. "Diabetes Typ-1 ist eine Krankheit, die jeder bekommen kann", so Slawitschek-Mulle abschließend.

    Foto: pr

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