1. Zuerst den Toten und dann den Krimi

    Wolfgang Teltscher geht mit "DeisterKreisel" auf eine kleine Lesereise

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    LANDKREIS (ih). Dieser fiese Geruch, der sich auf der Autobahn langsam in die Nase schleicht. Süßlich. Zunächst nur eine Ahnung, nach wenigen Metern aber die Gewissheit: Nach der Müllkippe kommt die Abfahrt Bad Nenndorf und mit ihr die Entscheidung für das Calenberger oder das Schaumburger Land.

    Wolfgang Teltscher kennt diese Strecke nur zu gut, die Entscheidung jedoch fiel ihm nie schwer. Barsinghausen ist dem Autor zur Heimat geworden. Er kennt die Stadt am Deister gut, genau wie die ganze Welt. Fünfmal ist er ausgewandert aus Deutschland. Und fünfmal wieder zurückgekehrt. Nun ist der gelernte Werbefachmann Rentner und schreibt.

    Mit seinem Erstling "DeisterKreisel" geht Wolfgang Teltscher in der nächsten Woche auf eine kleine Lesereise. Von Barsinghausen über Hannover bis nach Bad Nenndorf stellt er den Regionalkrimi vor.

    SW-Mitarbeiterin Ines Hitzemann hat Wolfgang Teltscher in Barsinghausen besucht. In seiner ganz privaten Schreibstube erzählte der Autor von den gegensätzlichen Kommissaren, schmerzhaften Yoga-Stunden und der Katze Sydney.

    SW: Herr Teltscher, Sie haben im "DeisterKreisel" mit Matuschek und Marder zwei Kommissare als Hauptfiguren aufgebaut. Die eine ist tot, die andere quicklebendig. Wie sind sie auf genau die beiden Charaktere gekommen?

    Wolfgang Teltscher: Den Matuschek hatte ich bereits erfunden, lange bevor die Idee zu einem Krimi entstand. Er ist sozusagen ein Einzelgänger. Als Übung in einer Schreibwerkstatt habe ich ein Bild beschreiben müssen, auf dem ein Mann an einem Teich sitzt. Als ich dieses Bild sah, wusste ich für mich sofort: Dieser Mann heißt Matuschek.

    SW: Matuschek heißt der eine, Marder der andere Kommissar...

    Wolfgang Teltscher: Ja, Manfred Marder, der ermittelnde Kommissar. Erstens mag ich Gleichklänge. Und zweitens passt der Nachname Marder so gut zum Deister. Er wühlt und schnüffelt der Frage nach, wie Alfred Matuschek ums Leben gekommen ist.

    SW: Liest man ihr Buch aufmerksam, finden sich viele bekannte Details nicht nur aus Barsinghausen. Gibt es auch Ähnlichkeiten zwischen Ihnen und Manfred Marder?

    Wolfgang Teltscher: Marder ist manchmal ein wenig Teltscher. Die Yoga-Stunden zum Beispiel konnte ich aus eigener Erfahrung beschreiben. Auch ich habe mich auf meinen Ruhestand bewusst vorbereitet, Kurse besucht, an der Uni Seminare gehört. Nur zwei Sachen sind geblieben: Das Schreiben und die manchmal schmerzhaften Yoga-Stunden. Aber Beides tut mir letztendlich gut.

    SW: Gibt es weitere Parallelen zum echten Barsinghausen und seinen Bewohnern?

    Wolfgang Teltscher: Nein. Das habe ich ganz bewusst vermieden. Klar, die Fußgängerzone, Kloster und die geografische Lage stimmen. Aber allein beim Ziegenteich habe ich mir bereits die künstlerische Freiheit genommen. Als Tatort durfte es dort keine Fußabdrücke geben. Also habe ich einen gepflasterten Weg und eine Mauer in meinem Buch angelegt. Auch die "Pension Marianne" ist völlig frei erfunden.

    SW: Eigentlich schade. Denn dort würden sicherlich viele Besucher von Barsinghausen einkehren.

    Wolfgang Teltscher: Ich habe mir das Haus ausgedacht. Später bei einem Spaziergang habe ich erkannt, dass eines im Ansatz so aussieht. Da habe ich die "Pension Marianne" nocheinmal umbeschrieben. Es soll niemand dadurch beeinträchtigt werden.

    SW: Dann ist wohl auch er eigenwillige Kater Brisbane völlig frei erfunden?

    Wolfgang Teltscher (lacht): Sie haben mich ertappt. Der Kater Brisbane hat ein Vorbild, das hier in diesem Haus lebt. Unser Kater heißt Sydney und ist bereits sehr betagt. Er hat seinem literarischen Freund das weiße Ausrufungszeichen auf der Nase und seine abwartende Zurückhaltung geschenkt.

    SW: Bei einem so charmanten Stadtportrait und gleichzeitig spannendem Krimi drängt sich die Frage auf: Gibt es einen zweiten Teil?

    Wolfgang Teltscher: Abwarten. Erstmal ist es interessant zu sehen, wie der "DeisterKreisel" überhaupt angenommen wird. Aber ehrlich gesagt macht man sich ja so seine Gedanken, schreibt den ein oder anderen vielleicht auch auf... Foto: ih

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